Mittwoch, Februar 28, 2007

Rheinischer Karneval - Lektion 1: Verkleiden

Wahrscheinlich polarisiert kaum etwas so stark wie der Karneval im Rheinland. Eine neutrale Meinung zu der fünften Jahreszeit hat wohl keiner - entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Von der Ausprägung ungefähr zu vergleichen mit dem Genuss von Innereien. Dabei gibt es ähnliches doch in der ganzen Republik. Der Norddeutsche schmiert sich mit bedenklich hochprozentigen Spirituosen beim Matjesfest weg und der Süddeutsche brabbelt stinkvoll während den Tagen der Weinlese vor sich hin. Ausgelassener als woanders ist es allerdings tatsächlich. Das wiederum liegt an der rheinischen Mentalität - wir feiern halt gerne. Wir saufen, lachen, küssen und poppen like no tomorrow. Der "Bergische Jung" hat es mal treffend formuliert: Der Deutsche an sich steht morgens auf und denkt: „Was muss ich heute arbeiten?". Der Rheinländer hingegen wacht auf und fragt sich: „Wo je'n ma hück avond hin - Wo gehen wir heute abend hin?".

Das einzige, was wirklich zu Irritationen führt, ist, dass der Rheinländer sich zum Saufen verkleidet.

Und da wären wir schon bei Lektion 1 meiner kleinen Karnevalsfibel. Man muss in punkto Verkleidung zweierlei unterscheiden: Erstens die Brauchtumsuniformen der Karnevalsvereine. Naja, OK. Das ist schon speziell. Da muss man auch nicht drauf stehen, das spielt sich ab dem 11.11. vorwiegend hinter verschlossenen Türen ab und wird erst auf den Rosenmontagszüge sichtbar. Da sieht es dann auch schön aus. Ansonsten sieht man höchstens mal abends eine griesgrämige Gruppe Menschen in schicken Mänteln mit merkwürdigem Kopfschmuck frierend am Taxistand stehen. Schwamm drüber - ne Prinz-Heinrich-Mütze oder ein Luis-Trenker-Hut mit Gamsbart ist auch nicht wirklich endgeil.

Zweitens der allgemeine Volkskarneval an den eigentlichen Karnevalstagen. Da wird sich halt vom Altweiberdonnerstag bis zum Rosenmontag verkleidet, wie man will und wenn man denn mag. Verkleidungen dienen vorwiegend dazu, Kontakt zu knüpfen. Es ist ja viel einfacher, mit einer/einem lustig verkleideten ins Gespräch zu kommen und außerdem hat Judith die Gelegenheit, von der farblosen Sparkassencounter-Tuse zur ralligen Flamencotänzerin zu mutieren und Günni kann seine fette Pocke an ein paar Abenden sinnvoll und stilsicher für sein Obelix-Kostüm einsetzen.

Hier ein paar Beispiele.

Silvi und ihre Mädchen als fliegendes Personal der Chicken Wings...



...samt passendem Kapitän:




Casi als eine Mischung als Steven Tyler, Winnetoe und John Frusciante:



KC im Fusion-Kostüm mit geklauter Karnevalskopfbekleidung, Elektro-Orden und fuckproofed-Schlangenstiefeln:






Dani als Piratin oder Zigeunerin - scheißegal, auf jeden Fall sexy:



Maxi als Elvis oder Gary Glitter, Hüby als... keine Ahnung: Mountie?



...auch keine Ahnung, aber ein lustiges Girlie, die ihre Musikwünsche immer mit Lippenstift auf die Innenseite ihrer Arme geschrieben hat (links Billy Idol, rechts White Wedding) und mit ausgebreiteten Armen vor uns rumhampelte:



Kerstin aus Bollywood:



Inga und Sven im minimalistischem Kostüm auf dem Zug:



Der Fussball-Feind!!



Silvi als Black-Mamba (kam übrigens mit einem Überseekoffer voll Kostümen aus Hamburg an. Natürlich: Exil-Rheinländerin):



Dann gibt es kaputte Flaschengeister, die gar nicht wissen, dass man sie verkleidet hat, so wie dieser Doppelnull-Agent hier (kurz vor dem Touch-Down). Legendär war auch der absolut unverkleidete Typ, der auf uns zugestürzt kam und behauptete "Ich bin eine Katze!". Sehr geil.



HIer mein absolutes Lieblingskostüm - Jan als Rocky Balboa. Ich liebe es!




Zusammengemischt sieht das alles ganz lustig aus. Wie öde ist denn dagegen eine normale Club-Crowd, hm?




Jörn und ich waren nicht verkleidet. Als DJs müssen wir uns ja abgrenzen. Respektspersonen, klaro?





Fortsetzung folgt:
- Lektion 2: Musik und Tanz
- Lektion 3: Küssen

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Mittwoch, Februar 21, 2007

Me and my monkey.



Zoee hat mir das Stöckchen schon zugeworfen und jetzt das Kitteltier auch noch mal. Also muss ich dann jetzt wohl mal meine Spleens offenbaren.

- Ich kaufe bestimmte Dinge immer doppelt und dreifach. Zum Beispiel helle Sojasoße, Reis, Penne Rigate und Frühlingszwiebeln. Ich könnte einen verdammten Großhandel mit dem Zeug aufmachen, aber jedesmal bin ich ganz sicher, dass ich davon nix mehr zu Hause habe. Andere Sachen wie Klopapier vergesse ich dafür ständig.

- Ich fahre immer bei mindestens halboffenem Fenster Auto. Es macht mich völlig nervös, wenn ich längere Zeit keinen Fahrtwind oder Umgebungsgeräusche höre.

- Wenn ich nach Hause komme, mache ich als allererstes das Radio an. Das Ding wird auch nie ausgemacht - höchstens ganz leise gedreht, wenn ich was anderes hören will.

- Ich kann brandneu aussehende Dinge nicht leiden. Ich behandele die Sachen dann erstmal so schlecht, bis der erste Kratzer, die erste Beule, Falte, Verfärbung oder andere Gebrauchsspuren dran sind. Jede weitere Beschädigung macht mich dann aber stinksauer.

- Großpackungen von technisch anmutenden Gegenständen finde ich supersexy. Eine Riesengebinde Batterien, Saiten oder gestackte Verstärkertürme machen mich völlig an. Meinen ersten Orgasmus hatte ich beim Kauf einer 10er Packung Maxell-Kassetten.

- Wenn ich Fernsehen gucke, ziehe ich unbewusst immer eine Socke halb aus. Nie ganz, sondern immer nur ungefähr bis zur Hälfte des Fußes. Keine Ahnung, warum.

- Im Gelddingen bin ich schwer abergläubisch. Meine Brieftasche ist voll mit 1-Pfennig-, 1-Cent- und 5-Mark-Stücken sowie mit Schuppen vom Silvesterkarpfen, die meine Mam für mich beiseite legen musste. Als es meinem Laden mal schlecht ging, habe ich mir tatsächlich von einer hobbyesoterischen Ex-Freundin einen blöden kleinen Brunnen für die „Geldecke" (kotz) aufschwatzen lassen. Aber erst als der Scheiß-Springbrunnen endlich den Geist aufgegeben hatte, gings auf einmal wieder besser.

- Wenn ich länger unterwegs war, bedanke ich mich bei meinen fahrbaren Untersätzen. Der Bus kriegt einen Klaps aufs Rücklicht, das Motorrad einen Kuss aufs Heck. Dafür, dass sie mich heil zurückgebracht haben. Ist ja auch das mindeste.

- Wenn ich morgens zu Hause nicht duschen kann, fühle ich mich völlig mies. Wenn ich aber woanders bin, ist das nicht so. Und ich singe unter der Dusche. Immer.

- Ich sitze in geschlossenen Räumen immer so, dass ich die Tür sehen kann.

- Ich sammele die Eintrittskarten von Konzerten, auf denen ich war. Egal ob gut oder schlecht. Dabei weiß ich überhaupt nicht, was ich damit anfangen will - ich stopfe sie einfach in eine Plastiktüte, bis mir vielleicht mal was einfällt.

- Beim Arbeiten habe ich ständig die Füße auf dem Schreibtisch, auch wenn ich mir alles dabei abklemme und verdrehe. Ich kann sonst nicht richtig nachdenken.

Das Stöckchen werfe ich weiter an Bob, den Erfinder der Neurosen :-).

Mittwoch, Februar 14, 2007

Wherever I lay my head...



Langsam wird es Ernst - heute habe ich die Schlüssel zu meiner neuen Wohnung übernommen, in die ich im März einziehen werde. Es gibt ja Menschen, die ziehen so mal eben locker um, als würden sie den Müll runterbringen und tun dies auch alle dreiviertel Jahre. Irgendwie bewundere ich das. Ich beneide sie ein bißchen um die sich dadurch zwangsläufig ergebene Mobilität. In neun Monaten sammelt sich wenig überflüssiges an, da wird höchstens mal ein Bauch dick.

Ich bin - was meine Höhle anbetrifft - etwas seßhafter. Mach mir ein schönes Job-Angebot für ein halbes Jahr in einem schönen Land, ich packe meine Tasche und stehe morgen am Flughafen. Aber meinem Domizil bin ich ziemlich treu.

So treu, dass ich jetzt mittlerweile seit über acht Jahren in einer Wohnung wohne, die zwar groß und schön ist, aber überhaupt nicht zu meinen Wohnbedürfnissen passt und in einer Gegend liegt, wo man prima joggen, Kinderwagenschieben und Hunde ausführen kann. Da das alles nicht unbedingt meine täglichen Beschäftigungen sind, passt das halt nicht und ich vermisse dafür die fussläufige Nähe zum netten Kneipen, Bars, Einkaufsläden und meinen Freunden. Und was nützt eine geräumige Wohnung, wenn man sowieso nur in der Küche rumdrängelt?

Die Hütte war die ganzen Jahre ein uneingerichtetes Provisorium, und da bekanntlich nichts länger hält als das, musste jetzt endlich mal was neues her.

Und das hab ich auch endlich gefunden: Hinterhofanbau, superlustige Gegend, ein großer Wohn-/Küchenraum und zusätzlich ein kuscheliges Dachgeschoss zum schlafen und spielen, 800 m zur Firma, 1 km zu Freunden, 1500 m zur Lieblingsbar und 200 m zum Steh-Thai. Yes Sir! Außerdem ist so ein Standortwechsel ein schöner Schnitt, Gewohnheiten zu ändern. Dafür ist es nämlich auch höchste Zeit.

Was jetzt natürlich kommt, macht überhaupt keinen Spaß. Stadtwerke, Einwohnermeldeamt, Telekom, Post, Einpacken, Wegwerfen, Schleppen, die elend-lästige-mir-total-zuwider-seiende-Ebay-Verkauferei - das ganze Grauen. Wird bestimmt schönes Material für den Blog.

Wie auch immer - Anfang März wird umgezogen und damit es nicht wieder ein Provisorium bleibt, hab ich mir sogar ein richtiges Bett bestellt. Das erste in meinem Leben! Ich werde alt.


Dienstag, Februar 13, 2007

Blechwelpe.

Ach, ich schmelze gerade dahin... Ich bin zwar kein großer Rollerfreund, aber so ein Vespa-Welpe ist ja immer sooo süß. Endlich mal Kunst, die ich mir sofort ins Wohnzimmer stellen würde.







Objekte von Patricia Piccinini

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Montag, Februar 12, 2007

Echte Fans.



Wird auch immer schlimmer mit diesen Markenpiraten.

Einmal im Leben.

Sonntag, Februar 11, 2007

Misshandelte Kinder klagen an.



Tja, Wimboy Walton:
- Ich kann auch nichts dafür, dass Papa lieber seine Kumpels zum Verlierer-Stammtisch in den Musikkeller läd, anstatt über deinen Schlaf zu wachen.
- Ich war auch nicht derjenige, der schon nach einer halben Stunde dein Babyphone hinter die Box geworfen hat - das war der Schalldruck. Die anderen hätten es auch bemerken können. (Sei froh, dass du überhaupt noch Zähne kriegst - was sollen wir denn sagen?).
- Es tut mir zwar leid, das ich meine verrauchten Sachen nicht draußen gelassen habe, bevor ich mich unter deinem Mobilé in den Schlafsack gelegt habe, aber du kannst echt nicht verlangen, dass ich nachts nicht mehr atme - auch wenn es ein bißchen nach Alkohol riecht.
- Mach mich bitte nicht verantwortlich für das versaute Frühstück. Die Mama ist mit dem Löffel an dein wundes Zahnfleisch gekommen, nicht ich. Ich hab sie lediglich beim Füttern abgelenkt.
- Glaub mir, der Papa ist kein so schlechter Kerl. Auch wenn es manchmal so aussehen mag.
- Wenn was ist, kannst Du mich jederzeit anrufen. Kennst du meine Handynummer? Ach nee, du kannst ja noch gar keine Ziffern. Na dann - good luck, Old Wimbo. Durchhalten!

Samstag, Februar 10, 2007

Badespaß.

Chemical Brothers.

Endlich ist es vorbei, dieses blöde lange Rumgequatsche beim Friseur. HIer was länger lassen, da etwas zippeliger, hier alles weg und so weiter. Einfach Schaum rein und den "The 'Fro" oder einen der vielen anderen geilen Afro-Styles bestellen:



Damit ich auch in den Genuss dieser sensationellen Möglichkeiten komme, hab ich mich gestern nacht im Minol einer Haartransplantation unterzogen. Hab wunderbar geklappt - danke Inky für die Spende. Ich werde diesmal besser auf meine Haare achtgeben als auf die alten. Wo ist meine Pflegespülung? Oh, August 1997 abgelaufen.

Freitag, Februar 09, 2007

Astroshow.



Freitag, 9. Januar 2007, 18:15 Uhr. Es geht aufwärts, Leute. Wird auch Zeit.

Crazy Cowboy.

Garantiert hat jeder schon mal in seinem Leben ein Geschmacksverbrechen an sich und anderen begangen. Wenn ich mal in einer unheimlich crazy Phase einen kanariengelben Anzug mit grünen Herzchen und abgeschnitten Ärmeln getragen habe und es mich damals kaum gestört hat, dass den Passanten den Lachtränen runterliefen und mich meine besten Freunde bis zum Abklingen dieser Phase nicht mehr angerufen haben, zeugt das zumindest von einem starken Trend- und Selbstbewusstsein. Sollte mir aber Jahre später beim Betrachten der entsprechenden Fotos fassungslos das Kinn runterklappen, würde ich kaum auf die Idee kommen, das Teil noch mal anzuziehen.

Nicht so die Firma Volkswagen. Ungeachtet des damaligen grandiosen Lacherfolgs bei der Vorstellung des "Golf Country" (wir haben damals gekrümmt vor Lachen an der Ampel mit dem Finger auf die albernen Karren und ihre entschlossenen Offroadpiloten gezeigt), bringt VW eine Neuauflage für den Großstadtdschungel heraus: Der "Cross-Golf". Bestimmt hat das Ding auch einen Kreiselkompass, Roadbookhalter und einen Neigungssensor im Cockpit.



Na ja, wenigstens haben sie diesmal auf das Reserverad an der Heckklappe verzichtet.



Wenn schon Offroad, dann doch lieber die Limited Edition des LT-Nachfolgers "Crafter" in Atacama-Ausführung. Könnte ein dufter Kamerad für den gepflegten 4-Monate-Kurzurlaub in Südamerika sein....

Donnerstag, Februar 08, 2007

Der Tod trinkt Tokajer.

Irgendetwas stimmte nicht. Sein sensibles Gehör hatte ein feines Geräusch registriert und hatte unverzüglich ein alarmierendes Signal an sein Überlebenszentrum gesendet. Sanft weckte er das samthäutige Mädchen aus Kolumbien, das nur halb bedeckt unter einem leichten Leinen neben ihm geschlafen hatte und preßte dabei seinen Zeigefinger fest auf ihre vollen Lippen, die sich zu einem erschreckten „O" geformt hatten. Ihre großen brauen Augen schauten ihn ängstlich an. Sie atmete schnell. Der Florist rollte sich katzenartig vom Bett herunter, streifte sich mit einem Arm ein leichtes Shirt über seinen sehnigen Oberkörper und griff mit dem anderen zu der silbrig-glänzenden SIG Sauer P6 „Safe Action“, die neben ihm auf dem Fußboden lag. Die Waffe sah so kampfbereit aus, als hätte sie dort Wache gehalten, während sich der dampfende Schweiß ihres Besitzers mit dem stoßweisen, heißem Atem des Mädchen verbunden hatte und als süßes Kondensat auf den Fenstern des Hotelzimmers niederschlug.

Wie ein lebendiger Schatten bahnte er sich lautlos den Weg durch die geräumige Suite des Bilk International. Sein Herzschlag stieg unter der extremen Anspannung kaum merklich an - zu oft hatte er sich schon in dieser gefährlichen Situation befunden. Nur mit einem leichten Kribbeln, das von seinem Nacken aus den Rücken herunterkroch, zollte sein Körper der unmittelbaren Bedrohung Respekt. Er atmete tief ein, schloß für einen Sekundenbruchteil die Augen und konzentrierte sich auf die Worte seines alten Meisters, damals in den Hochebenen von Huangnan: „Die Zeit erscheint nur dem Langsamen kurz - dem Behenden ist sie ein treibendes Blatt auf den weichen Wogen des Tong-Tian." Explosionsartig wirbelte er die letzten Meter vor und stieß mit dem Fuß die Tür zur Terrasse auf, auf deren kalten Boden er nur einen Wimpernschlag später bereits mit der durchgeladenen Waffe im Anschlag kniete.

Die Anspannung wich aus seiner Muskulatur, als er erkannte, dass keine Gefahr bestand. Wahrscheinlich hatte ein hungriger Vogel fatalerweise die todesbringende Kette seiner Reaktionen ausgelöst. Der Sturm jedenfalls hatte seinem geliebten Knoblauchzopf vom Plattensee-Urlaub nichts angetan.


Neckermann macht's möglich.

Wenn jemand noch was zum Valentinstag braucht:

Einfach bei Neckermann.de die Artikel-Nr. 00707720030000 in die Suchmaske eingeben. Ehre, wem Ehre gebührt, sag ich nur.

Behindertenparken.



Du blödes Arschloch, der du gerade bestimmt gerade die Modemesse besucht, um dir eine Charge bestickter Ledergürtel zu bestellen, die du in deiner käsigen Boutique in der Kleinstadt verhökerst: An deinem häßlichen Bürgerkäfig fallen ein paar Schrammen von anderen Autotüren wirklich nicht auf, keine Sorge.

Ich krieg die Kotze, wenn ich so was sehe.

Mittwoch, Februar 07, 2007

Safety First - First Safety.

Also an 11-jährige, die nicht mehr ohne Blackberry und GPS-Ortungssystem im Ranzen vor die Tür gehen dürfen und saudämliche bunte Fahrradhelme hat man sich ja mittlerweile schon gewöhnt, aber was ich gerade bei Ehrensenf TV gesehen habe, zieht mir die Schuhe aus:

Der Baby-Bumper-Bonnet:



Ich frage mich, was als nächstes kommt: Windeln mit Airbag? Strampler mit Seitenaufprallschutz? Außerdem ist das doch total doof für die Eltern: Es glaubt doch keine Sau mehr, dass einem "die Hand ausgerutscht ist", wenn man der Kröte erst mühsam den Helm abgefummelt hat, bevor es einen Satz heiße Ohren gegeben hat.

Dienstag, Februar 06, 2007

Proberäume.



Anderthalb Jahre ist es her, dass ich zuletzt in einer Band gespielt hab. Keiner hat sich getraut, die Sängerin rauszuschmeißen, weil wir befürchtet hatten, sie würde sich das Leben nehmen und deshalb haben wir uns kurzerhand komplett aufgelöst. Uns erschien das als die einzige vertretbare Lösung, nicht mit ihr in der Öffentlichkeit spielen zu müssen. Der Proberaum ist längst neu vermietet, aber meine Bassanlage schimmelt seit dem dort immer noch vor sich hin.

Heute abend habe ich befunden, dass es an der Zeit ist, mein Eigentum zu bergen, bevor ich es bei ebay zurückkaufen muss und hab mal bei den Jungs angeklopft. Tatsächlich war alles noch vollständig vorhanden und noch nicht mal bierverklebt. Wow! Ich habe dann noch ein wenig dort abgehangen und zugehört. Lustig - irgendwie ist jeder Proberaum eine kleine Parallelwelt, in dem immer die gleichen Dinge passieren, dasselbe geredet wird und die gleiche Gefühlswelt herrscht.

Da wären zum Beispiel die bei der Probe mitgeschnittenen Tapes, Minidiscs und Soundfiles, die so derart saugut und perfekt klingen - und zwar genau so lange, bis ein Fremder den Raum betritt. Ab diesem Moment klingt alles krumm und schief und total scheiße. Ähnliches trifft auch auf die performten Songs zu. Dann wäre da noch ein Bandmitglied, dem es gerade sauschlecht geht und allen in epischer Breite von seiner rätselhaften Krankheit erzählt, die ihn plötzlich befallen hat. Meist Schwindelanfälle, arge Kopfschmerzen oder Muskellähmungen. Es gilt daher zu entschuldigen, wenn er an dem Probeabend "nicht 100 Prozent geben kann". Ein weiteres Phänomen ist die Leergutproblematik. Auf Grund des niedrigen Luftdrucks im Keller ist es jedem Musiker möglich, an einem Abend acht Flaschen Bier (Drummer x 2,5) ohne Ausfallerscheinungen zu trinken. Vorrat wird auch reichlich angeschleppt, aber höchstwahrscheinlich ist noch niemals ein Musiker gesichtet worden, der auch nur eine leere Hülse wieder mit aus dem Raum genommen hat. Leere Flaschen werden erst auf dem Tisch, dann auf sämtlichen Verstärkern und schließlich vor der Tür gestapelt bis die Band sich irgendwann auflöst. Die nachfolgende Band kauft sich dann meist von dem Pfandgeld eine neue P.A.

Jede Amateurband steckt außerdem gerade in einer frustrierenden Schaffenskrise, die sich darin äußert, dass man innerhalb von drei Proben 11 Songs komponiert und perfektioniert hat, aber seit 23 Wochen am 12. Song rumdoktort. Die Vollendung eines weiteren Stückes wird zusätzlich dadurch erschwert, dass rotierend genau ein Bandmitglied fehlt. Egal, ob es sich um ein Trio oder eine 8-Mann-Combo handelt. Und schließlich gibt es immer die launenhafte Sängerin, die während des Singens an ihren Songtexten rumschreibt, aber völlig die Nerven verliert, wenn Bassist und Drummer mal fünf Minuten alleine einen Groove üben wollen. Das geht dann so: Erst mauliges Hinfläzen auf dem Sofa und Zigarette anmachen, nach einer Minute ein Buch rauskramen, nach drei Minuten Tonleitern in den Groove reinsingen und nach maximal vier Minuten Jacke anziehen und beleidigt den Raum verlassen.

Trotz alledem liebe ich Proberäume über alles. Ich vermisse sie und ich glaube fast, ich könnte in einem wohnen. Sind so gemütlich.



Supermurat - der stählerne Döner.

Die Liga der Gerechten hat ein neues Mitglied:


Sonntag, Februar 04, 2007

WM light.

Schräges WM-FInale heute nachmittag:

- 20 Mann sitzen im Minol vor der Leinwand.
- Keiner hat ein vorher ein WM-Spiel komplett gesehen.
- Keine Sau kann sich mehr an die Regeln erinnern.
- Niemand kennt mehr als einen Feldspieler und den Torwart.
- Der Trainer ist bekannter als die Spieler.
- Wer Dritter geworden ist, weiß kein Schwein und es interessiert auch niemanden.
- Das Rahmenprogramm wirkt wie ein Auftritt der ADSler-Gruppe aus der Waldorfschule Köln-Porz.
- Der Weltmeisterpokal sieht aus wie ein Anal-Intruder mit Klitorisaufsatz, den man aus einer ausgebrannten Wohnung gerettet hat.

Den bezeichnenden Spruch hat ein Gast im Minol abgelassen: Der Typ kommt rein, setzt sich, steckt sich ne Zippe an, nimmt einen Schluck Bier und sagt in die Runde: "Ach Kinners, is dat schön. Denkt euch einfach, es wär Fussek."

P.S.: Ich möchte die Leistung damit keinesfall herabwürdigen. Hab selber mal Vereinshandball gespielt und sehr schnell festgestellt, dass das nix für Schönwettercowboys wie mich ist.
P.P.S.: Hauptsache, die Kölner haben wieder was zu feiern und ficken alles und jeden als wenn's kein Morgen gäbe. Jetzt sperren die im belgischen Viertel wieder die Haustiere weg.

Samstag, Februar 03, 2007

Da legt man sich doch hin.



Heute war ich im Stilwerk. Ich wollte mir mal ein paar Einrichtungsanregungen holen und außerdem hatte ich gehört, dass viele der Läden stark reduziert haben. Bei der Inspiration ist es allerdings auch geblieben, denn:



Seid ihr eigentlich völlig irre geworden, ihr durchgeknallten Holzwürmer? DAS IST DOCH KEIN ANGEBOT! DAS IST HÖCHSTENS REDUZIERTER WUCHER! Bekommt man ein Jahr lang jeden Tag die Nudel durchgekaut, wenn man euch einen Klappstuhl abkauft oder wie hab ich das zu verstehen? Also doch ebay. MIst.

Rebirth of Schlager.




Irgendwie versteh ich's grad nicht. Der Anteil deutschsprachiger Produktionen in den Pop-Charts und den Playlists hipper Teenie-Radiosender steigt von Jahr zu Jahr an. Zu einem großen Teil ist das ja auch durchaus positiv, denn Texte wie in "Die Reklamation" von den Helden, die Songs von Tomte, Kettcar und von den Fantas sind absolut hörenswert und tun ja wirklich keinem irgendwie weh.

Allerdings gibt es da so einige Kandidaten, die ich eisenhart der Wursttheken- und Heimatverein-Partei zuordnen würde. Frag doch mal eine coole 16jährige mit Charlotte-Roche-Frisur und diversem Metall im Gesicht, ob sie auf Schlager steht. Wenn du Glück hast, rammt sie dir ihren Kill-Bill-Schlüsselanhänger in nur ein Auge und lässt dich halbblind weitertaumeln. Wenn es dir aber noch gelingt, einen Blick auf ihren iPod zu werfen, guck doch mal, ob du was von Mia oder Rosenstolz darauf findest.

Da geht's nämlich los: Wo zur Hölle ist der denn Unterschied zwischen "Besser geht's nicht" von 2Raumwohnung und "Du weckst Gefühle" von Andrea Berg. La-la-la-Gesinge, schunkelige Discofox-Mukke und Texte über Liebe, Luft und Leidenschaft. Nur dass die einen den Deutschen Dance Award gewinnen und bei Einslive gedreht werden und die andere die Goldene Stimmgabel überreicht bekommt und regelmäßig in den Homestories der Neuen Post zu finden ist. Aber im Prinzip ist es derselbe Sport und dieselbe Liga. Und beides ist totale Scheiße.

Aber wieso wird das vor unterschiedlichem Publikum in einem ganz anderen Stadion gespielt? Kann mir das jemand erklären?