Dienstag, März 18, 2008

T.A.P.

Was sind die Waffen eines Hundes? Sein drohendes, tiefes Knurren? Sein lautes Bellen mit hochgezogenen Lefzen? Die Wucht, mit der er im vollen Lauf einen Menschen zu Boden bringen kann, seine scharfen Krallen oder sein mit langen Reißzähnen bestückter Fang, den er mit mehreren Tonnen Beißkraft in weiches Fleisch schlagen kann?

Alles fürchterliche Dinge, zugegeben. Aber was macht ein junger Hund, wenn Stimme und Gewicht noch nicht wirklich bedrohlich sind und die Milchzähne zwar spitz, aber gerade mal die Durchschlagskraft eines Zahnstochers haben? Was macht er, wenn er trotzdem mal so richtig durchladen will?

Zu diesem Zweck hat Mutter Natur den Welpen mit T.A.P. ausgerüstet. T.A.P. heißt Tactical Assault Pissing und ist eine fürchterliche Vernichtungswaffe. T.A.P. wirkt biologisch-chemisch mittels Harnstoff. Die normale Urinmenge eines Welpen ist durchaus beachtlich, der entstehende Schaden ist jedoch überschaubar. Zwar bedient sich der Welpe ohnehin strategischer Techniken, um die Auswirkungen seiner Ausscheidungen zu potenzieren. Beispielsweise strullt er auf Lieblingsschuhe, eine zufällig heruntergefallene Jacke oder auf die Sitzfläche eines Sofas, aber auch das hat keinen lethalen Effekt. Sollte sich der Feind gar an diese vereinzelten Anschläge gewöhnt und mit chemischen Verteidungswaffen gegengerüstet haben, kommt T.A.P. ins Spiel. Man muss sich das vorstellen wie einen Silvester-Kanonenschlag, der zwar laut zerplatzt und Leute erschreckt, eine wirklich verheerende Wirkung aber erst im Briefkasten des Nachbarn oder in einem herumstehenden vollen Mülleimer entfaltet.

Der Welpe versucht also, seine Blase auf den maximal möglichen Füllstand zu bringen, sucht sich im Morgengrauen mit seinem geladenen Sprengpimmel einen strategisch entscheidenden Platz – einen Brückenkopf, wie zum Beispiel die Wendeltreppe einer Maisonette-Wohnung mit darunterliegender Garderobe – geht in Combatposition, duckt sich und zieht voll durch. Die eigentlich geringe Urinmenge sucht sich augenblicklich den Weg über die Treppenstufen, fließt die Wand hinunter, tropft auf den Staubsauger, spritzt von dort auf die umliegenden Taschen und Tüten, rinnt auf den Garderobenhaken und kontaminiert von dort aus gründlichst sämtliche Jacken, Mäntel, Schals und Mützen.

Und noch während die zerstörischere Kraft seiner Nieren in den Textilien wütet, begibt sich der Terrorwelpe erleichtert und zufrieden wieder auf seinen Schlafplatz, rollt sich kuschelig zusammen, freut sich darauf, wenn Herrchen bei Tagesanbruch entsetzt und klagend seine Opfer zählt und träumt davon, dem Sieg der Kreatur über den Menschen wieder ein Stück näher gekommen zu sein.

Donnerstag, März 06, 2008

Die Hundeschule.

Mein Coffy soll es mal besser haben als ich. Daher besuche ich mit ihm jede Samstagmorgen eine Hundeschule. Der Hund kann zwar kein verschuldeter Grafikknecht werden wie sein Herrchen, aber ein wenig Sozialkompetenz macht ihm bestimmt das Leben leichter - und meins auch. Und auch wenn dem Kleinen nicht der Turnbeutel in die nächste Baumkrone geschmissen wird, so kriegt er doch genau so was auf den Fresse wie wir früher. Und uns hat das auch nicht geschadet. Punkt. Soweit die Parallelen.

Das Gelände der Hundeschule ist gegen Fluchtversuche auf die Straße gesichert wie die ehemalige Ostzone und Guantanamo zusammen: Wachpersonal, hohe Zäune, Gitter, Niemandsland, Todeszone. Sehr beruhigend. Was die Ossis und Osama nicht geschafft haben, schafft auch kein Cockerspaniel.

Beim ersten Termin habe ich noch nicht so viel mitgekriegt. Der Kurs beginnt um 10 Uhr, was nicht schlimm ist, weil ich wegen der Töle sowieso um 7 vor die Tür muss, aber mein Körper bietet mir erst ausreichend Wärmeschutz nach fünf Zippen und drei großen Tassen Milchkaffee. Da dieses Soll noch nicht erreicht war, beschäftigte ich mich vorwiegend damit, mir den Arsch auf der feuchten, zugigen Wiese abzufrieren, anstatt dem Trainer zu lauschen. Der Köter hingegen hatte tierisch Spaß dabei, von sämtlichen anwesenden älteren Hunden im vollen Lauf gerammt zu werden und sich wieder mühsam aufzurappeln.

Der besagte Hundeflüsterer zeichnete sich optisch dadurch aus, dass er körperlich eigentlich nicht vorhanden war. Seine dürren Beinchen steckten in riesigen Stiefeln wie zwei Margaritenstengel in einer Bodenvase. Der Rest der schlotternden Bekleidung war komplett von Jack Wolfskin, wahrscheinlich um seinem Hund mit dem Tatzen-Logo zu imponieren. Sein kleines Gesicht war faltig-furchig wie eine Trockenpflaume und er hatte die Wollmütze fast bis zur Nasenspitze gezogen, um Gedanken hinsichtlich seines Haaransatzes gar nicht aufkommen zu lassen. Die schwere Lederleine, die er sich um seinem Hals gehängt hatte, zog ihn leicht in eine vorgebeugte Haltung. Unter der Funktionsjacke zeichnete sich eine riesige Gürteltasche ab, in der er ungefähr 5 Pfund Tiernahrung in Form von winzigen Leckerchen aufbewahrte, die er seinem Schäferhund fortwährend und unaufgefordert ins Maul stopfte.

Das prägnanteste an dem Trainer war aber seine unangenehm durchdringende Stimme. Sein „Travis, Hiiiiiiiiiiieer!"-Ruf durchdringt wahrscheinlich dickere Mauern als Supermans Röntgenblick und ist für seinen vierbeinigen Freund wahrscheinlich noch vernehmbar, wenn er sich beim Gassigehen mal bis nach Köln verlaufen haben sollte.

Der Schäferhund Travis allerdings kommt meinem Idealbild eines folgsamen, charakterstarken Hundes verdammt nahe und so war ich denn guten Mutes. Hunde scheinen völlig unkritisch gegenüber dem Erscheinungsbild ihres Herrchen zu sein.

Beim zweiten Termin war es dann nicht ganz so kalt und ich hatte Gelegenheit, mir die versammelten Hundefreunde mal anzusehen. Das Gros waren schüchtern und teilnahmslos umherstehende Pärchen, deren halbes Mobiliar und Schuhwerk zerbissen und verdaut worden war und insgeheim darauf hofften, dass im Lehrplan auch ein Kapitel über Psychopharmaka in der Veterinärmedizin oder erlaubten Schußwaffengebrauch für Hundehalter vorkommt.

Zahlenmäßig überrepräsentiert waren auch die stämmigen Emanzen, die allesamt das Buch ”Die Wolfsfrau" gelesen haben und in der Praxis von ihren schlummernden archaischen Anlagen zum Alphaweibchen ziemlich enttäuscht worden sind. Diese Defizite in punkto Wolfsähnlichkeit zu kompensieren war wohl der Hauptgrund ihrer Anwesenheit. Angesichts ihrer grausigen Gestalten und der erschreckend grauen Klamotten hätte ich auch am liebsten wie ein Wolf geheult. Am schlimmsten waren die albernen Multifunktions-Halstücher, die sie sich über den Schädel gezogen hatten und deren zipfelige Enden an ihren Hinterköpfen rumbaumelten wie Nabelschnüre. Selbstverständlich waren sie erheblich bebrillt wie einst der als Großmutter getarnte Märchenwolf und laberten fortwährend irgendwelchen Schwachsinn in die Runde, so dass ich spontan ein Gefühl des Verständnisses für sämtliche Fehlverhalten ihrer Köter erlangte, egal was sie auch getan haben sollten.

Natürlich war – wie überall bei solchen Lehrveranstaltungen – auch die Schweinchen-Schlau-Streberfraktion am Start. Der zweite Kurstag hatte noch nicht ganz begonnen, als das erste Arschloch, das sich natürlich fast auf Tuchfühlung neben dem Oberrüden platziert hatte, schon losquatschte: „Wollen Sie mal sehen? Wir haben geübt, klappt hervorragend." Und ohne eine Antwort abzuwarten, schrie er los: „Paulaaa!". Nix. „Paaaauuuulaaaaa!" Paula schnüffelte an einem Scheißhaufen. „Pauuuullaaaa, hiiiiiier!!" Paula schnüffelte an dem After eines Jack-Russell-Rüden. Nach einem weiterem, heiseren „Paaaauuuuullaaa, kommst du jetzt hier hin! Hieeer! Los!" entfernte sich Paula zügig von dem Gebrülle hinweg hinter einen Grashügel, wo sie wahrscheinlich deutlich ungestörter schnüffeln konnte..

Leider wurde diese glatte Sechs von der Lehrkraft nicht kommentiert und es gab auch keinen Eintrag ins Klassenbuch, aber ich muss sagen, dass mir der Schulbesuch zum erstenmal im Leben richtig Spaß gemacht hat. Habe beschlossen, ausnahmsweise nicht zu schwänzen. Fortsetzung folgt, es sind ja noch ein paar Kurstage bis Coffy so schlau ist wie Kommissar Rex.

Be Berlin.

Berlin hat einen neuen Slogan: Be Berlin. Be Schissener geht's wohl kaum.

Großartiger Olaf-Schwarzbach-Cartoon dazu:

Mittwoch, März 05, 2008

Kim will kiffen.

Lustig, bekiffte Asiaten finden sogar Mauszeiger-Bewegungen spannend.

Hier klicken, lädt ziemlich lange.

Dienstag, März 04, 2008

Auf Du und Du mit Ich und Ich.

Der Radiosender Einslive (das Profitcenter der oligarchen WDR-Sendehoheit) hat einen Remix-Wettbewerb ausgerufen. Schlauerweise ist die musikalische Basis einer der bekacktesten Schlager von einem der weltschlechtesten Duos: „Stark“ von Ich + Ich, oder – wie ich immer sage – der Dicke und die Alte. Schlau deshalb, weil man es einfach nicht verschandeln kann.

Prinzipiell ist sowas ja ganz lustig - ich würde sofort eine flotte Funpunk-Nummer daraus basteln, dieses „Huhuhuu" bietet sich ja gerade zu an. Tragisch ist nur der Preis für den Wettbewerbsgewinner: Ein ganzer Tag mit Ich + Ich und ein Konzertbesuch mit Backstage-Karte!! Wer tut sich sowas an? Das ist doch eher eine Strafe, da würde ich lieber einen Tag mit Uschi Glas und Roland Koch verbringen. Und anschließend an der Lesung der Frauengruppe der örtlichen Aidshilfe teilnehmen.