Donnerstag, November 30, 2006

Kapstadt, 11. Tag

Der letzte Tag des Shootings. Kommt mir unwirklich vor. Die ganze Zeit denkt man, dass noch ein ganz langer Weg vor einem liegt und urplötzlich ist man angekommen.

Heute habe ich zum erstenmal richtig im Hotel gefrühstückt und direkt verflucht, dass ich dafür nicht öfter Zeit gehabt habe. Toller Mix aus europäischen, asiatischen und afrikanischem Essen. Spiegelei mit Brotfrucht und Kapern, Chop Suey und einen saftigen Mango-Lassi hinterher - yammi! Willkommen in St. Cholesterino!

Am Vormittag dann wieder nach Gordons Bay auf den Pass. Diesmal etwas fahraktiver und ohne Models. Jo durfte mal wieder nach Herzenslust seiner Leidenschaft für instabile Fahrzustände nachgehen. Ich selbst bin auch viel mit Jo zusammen gefahren, hat total Spaß gemacht, so Schulter an Schulter um die Kurven zu nageln. Mir wurde gesagt, dass ich beim Fahren furchtbar ernst aussehe - was ich überhaupt nicht verstehe, denn ich hab tierisch Spaß dabei. Hoffentlich guck ich beim Ficken nicht auch so finster... *gg*







Wir haben dann wirklich noch die allerletzten Sonnenstrahlen mitgenommen und als die Sonne unterging, hat Jessie für uns eine Kühlkiste mit Bier und Gin Tonic hervorgezaubert. Großartig! Das tat sooo gut.



Abends waren wir noch kurz essen, ein paar feste Umarmungen und dann ins Bett: Jo, Peter, Tobi und Sean müssen am nächsten Morgen um 8.00 schon abgefliegen. Wie schade, einen Partyabend zusammen hätten wir uns alle gegönnt.

Björn, Swenja und ich haben noch vier Tage Urlaub und ziehen morgen aus dem Stadthotel in ein Guesthouse in Frasnaye um. Cooler Stadtteil, so wie Unterbilk bei uns. Einen Blog darüber wird es noch geben...

Kapstadt, 10. Tag




Langsam nähert es sich dem Ende: Wir haben unsere letzte Location bezogen, auf der wir heute und morgen fotografieren werden: den Sir-Lowry-Pass, eine wunderschöne Passstraße oberhalb von Gordons Bay, die als Sackgasse an einem Wasserwerk mündet. Die Straße könnte man auch in Südfrankreich in den Felsen gehauen haben, erinnerte mich total an die Corniche. Wir hatten eine Genehmigung, den Pass für unsere Aktivitäten zu sperren, was die Fahrerei dort stark erleichterte. MAD hat uns nämlich Mitch, einen "Precision Driver" samt Tracking Vehicle Dogde RAM SLT geschickt. Den fetten Dogde haben die Jungs geil umgebaut - Aufbau hinten weg und Plattform drauf, Traversen für Filmscheinwerfer dran, Sitze raus und dafür jede Menge Bakterien für die Scheinwerfer rein.





Natürlich ist das Ding trotzdem Amischrott und die Benzinleitung ist nach der dritten Fahrt erstmal abgerissen, wovon der ECO-Officer nicht gerade begeistert war :-) Hoffe, dass das Trinkwasser in Cape Town jetzt nicht wegen uns nach Sprit schmeckt.



Und so sind wir den ganzen Tag rauf- und runter gebrettert. Alleine, zu zweit, zu dritt, zu viert, mit und ohne Trackingdogde.




Zwischendurch noch das Titelfoto mit der netten Kelly geknipst, die übrigens eine sensationelle Stimme hatte, was auf den Fotos leider nicht so wirklich rauskommt.





Leider gab es dort so gut wie keinen Schatten und wenn kühlste Ort für ein Nickerchen schon der Ladekoffer eines Sprinters ist, sollte das einem doch zu denken geben...

Kapstadt, 9. Tag

Nach dem überaus langen und ereignisreichen Tag in Atlantis und Killarney haben wir am Montag erstmal das Gas rausgenommen, da wir alle ziemlich in den Fritten waren. Leider mussten wir aber doch wieder um vier aus den Federn, da wir noch mal die Rennstrecke für uns alleine gebucht hatten - zur Nutzung von 6.00 - 8.00 Uhr. Morgens, versteht sich. Gut, dass Jo und Björn so überaus professionelle Fahrer sind, die man auch um diese menschenfeindliche Uhrzeit einfach so "anknipsen" kann. Wir haben noch mal ein paar Tracking-Aufnahmen gemacht, bei denen sich Peter mal wieder bei Björn als gasfester Sozius beweisen musste. Tobi hat uns gezeigt, dass man als Fotoassi bei unterschiedlich bewölktem Himmel auch reichlich Kachelmann-Qualitäten vorweisen muss und hat Peter die Lichtprogrognosen für den nächsten Schuß durchgesagt.





Nachdem ich dann mittags komatös zwei Stunden mit zugezogenen Vorhängen auf dem Hotelbett gelegen habe, hab ich mich mit Christin aus Berlin zum Essen getroffen. Christin ist Producerin bei einer Filmproduktion und daher war es nicht sehr überraschend, dass sie sich zu dieser Jahreszeit auch in Kapstadt rumtrieb. Sie hatte einen Dreh für Gardena - ich würde nicht tauschen wollen: Motorräder liegen mir mehr als Gartenkrallen.

Da man passend zu diesem botanischen Thema während des Essens eine Palme direkt über unserem Tisch gefällt hat, haben wir auf den Nachtisch verzichtet und sind hoch zum Tafelberg, den wir beide noch nicht von oben gesehen hatten. Der Tafelberg ist normalerweise auch bei schönem Wetter von einem Tischtuch aus Wolken bedeckt - die kalte Luft vom Atlantik kondensiert über der erwärmten Fläche über dem Berg. Wir hatten aber ausgesprochenenes Glück, der Himmel war wolkenlos und klar, es war windstill und warm und wir hatten eine Zeit erwischt, in der nicht allzu viele schwäbische Reisegruppen oben waren...







Crazy Landschaft dort oben - man hat das Gefühl, man bewegt sich auf dem Grund eines Meeres mit den ganzen Bewuchs aus Flechten und Moosen. Wenn ich Esoteriker wäre, würde ich sagen, dass dies ein magischer Platz ist. Bin ich aber nicht, daher sage ich, dass es dort wunderschön ist.

Christin hat sich abends dann wieder mit ihrer Truppe getroffen und ich bin mit meiner ins HiQ asiatisch essen gegangen. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass man in Kapstadt fantastisch essen gehen kann? Ja? Na dann.



Nachdem Essen haben wir noch kurz zusammen ein Bier oben auf dem Signal Hill getrunken und die fantastische Aussicht auf das nächtliche Kapstadt genossen. Der Signal Hill heißt bei den Capetonians "Point Fuck", und eine schnatternde, 8-köpfige Truppe mit Bierflaschen in der Hand stößt dort nicht gerade auf Gegenliebe. Sorry Guys, aber denkt immer dran: Vorfreude ist schönste Freude und der beste Sex geschieht immer noch im Kopf. :-)

Montag, November 27, 2006

Kapstadt, 8. Tag

Angeblich sind die Film- und Fotoproduktionen der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Region Kapstadt - noch vor dem Tourismus. Das wird wohl auch der Grund sein, warum wir in Gegenden Aufnahmen machen dürfen, die normalerweise Landschaftsschutzgebiete sein müssten. Das heißt, meistens sind sie es auch, aber es gibt Sondergenehmigungen. Dafür haben wir aber auch fast immer einen "ECO" (Economical Control Officer) im Schlepptau, der aufpasst, dass wir keinen Müll abladen, Alarm schlägt, wenn ein Motor platzen würde und dafür sorgt, dass wir die Gegend wieder so verlassen, wie wir sie vorgefunden haben.



Am Sonntag morgen haben wir in so einer fantastischen Landschaft Motocross-Aufnahmen gemacht. Um 4.00 Uhr morgens ging es los und nach einer Stunde Fahrt sind wir in Atlantis angekommen - eine Dünenregion mit dem weißesten und feinsten Sand, den ich je gesehen habe. Alle hatten tierischen Horror davor, da es dort normalerweise windet wie die Sau und man keine 2 Meter weit gucken kann. Aber wir hatten unwahrscheinliches Glück: kein Lüftchen regte sich und die Sonne strahlte vom Himmel. Alles Gepäck in Jessis Landrover und ab dafür. Jo hat sich mal so richtig ausgetobt und hatte mächtigen Spaß. So eine kleiner, leichter 200ccm-Zweitaktcrosser ist optimal für den tiefen, feinen Sand. Nur mit dem großen 2-Zylinder-Eimer hatten wir so unsere Probleme...










Jo hat einen auf E.T. gemacht, will aber trotzdem nicht nach Hause:



Sean, der gebürtiger Südafrikaner, hat sich auf alte Bekleidungstraditionen besonnen. Und Tobi, der Junge vom Chiemsee, hat wohl den Anblick der weißen Berge fehlinterpretiert:



Zwischendurch bin ich ein paar Dünen weiter gewandert, um mir dort ein Filmset anzugucken. Sean und Tobi nennen mich seither nur noch den "weißen Massai", weil es lustig ausgesehen haben muss, wie ich so alleine nur mit Kamera bewaffnet in der weiten Dünenlandschaft rumgestolpert bin. Habe den Weg aber wieder zurück gefunden:


Völlig ermüdet, übernächtigt, versandet und verschwitzt sind wir dann zum zweiten Set gefahren: zum Killarney Raceway. Dort fand ein Trackday statt und danach gehörte die Strecke uns. Ein paar von den schnellen Jungs haben wir dann noch als Statisten rekrutiert, die Jo dann ganz schnell den Namen "the German Slideking" verpasst haben. Zu Recht.



Drei Models hatten wir auch dabei. Chiara und Cindy als Boxenluder und Jamie als Racer. Jamie hatte aber noch nie in seinem Leben ein Motorrad gesehen und wir mussten ihm erklären, wie rum man darauf überhaupt sitzt.





Peter hat sich als Actionfotograf bewiesen, indem er mit der Kamera am Boden als Sozius bei Björn das Tracking für Jo gemacht hat. Ist bestimmt nicht so wirklich lustig...


Ich hatte mir ein 300mm-Teleobjektiv geliehen (so wie Peter eins hat) und hatte von dem scheißschweren Teil abends den Höllenmuskelkater in den Armen. So ein Teil brauche ich aber unbedingt - damit kann so tolle Portraitaufnahmen knipsen.


Der Herr hier ist einer der Local Racer. Killarney Raceway ist eine Highspeed-Strecke, auf der keine besondere fahrerische Raffinesse gefordert ist - Vollgas, voll den Anker werfen, umlegen, Vollgas. Und so weiter. Und so sind die Typen auch. Wahrscheinlich ähnlich wie die Aussies: Eben so Rugby-Bolz-Heinis. Sehr nett und freundlich, aber Sport ist für die Jungs in erster Linie voll in die Fresse zu kriegen. Je härter, desto besser.


Der Tag war mal wieder lang, die letzte Blende fiel wie üblich im Abendlicht. Wir sind mittlerweile eine kleine Familie geworden und beginnen, uns gegenseitig zu groomen. Ob Jo bei Jessi noch andere Gedanken hegt, kommt auf die Interpretationen des Fotos an...



Am Montag mussten wir wieder um 4.00 Uhr aus den Federn, dafür gab es den Nachmittag frei und ich war auf dem Tafelberg. Nähreres im nächstens Posting...