Dienstag, Mai 30, 2006

Schatz gehoben.

Aaah, etwas wirklich erfreuliches gab es heute noch. Frau Amazon war da und hat mir für ganz kleines Geld eine musikalische Perle vorbeigebracht, auf die ich schon sehnsüchtig gewartet habe. "Aquemini", eine frühe CD von Outkast aus 1998. Ich hatte neulich das Glück, während einer Fahrt im Frankfurter Raum abends auf BigFM eine meine Lieblings-Radiosendungen zu erwischen: "The Quiet Storm" mit DJ Barry. Großartige Musik, großartiger Moderator. Wahrscheinlich ein Ex-AFN-Protagonist. Dort lief ein Song, der sich im Nachhinein dank Recherche der verzweifelt um Hilfe gebetenen Musik-Fachfrau Silke H. als "Liberation" von Outkast feat. Cee-Lo herausstellte.

Genialer Song. Fließend-groovend, coitus-tauglich, mit einem gänsehautproduzierendem Gesangspart der tollen Erykah Badu, 8:43 Minuten lang.

Eine echte Überraschung für mich und eine Empfehlung für alle, die wie ich Outkast immer Kacke fanden, weil man auf dieses unsägliche "Hey-Ya" nie richtig tanzen konnte, während die gesamte weibliche Zielgruppe wie ein Haufen LSD-gefüllte Flummies auf der Tanzfläche herumhopste.

Shake that load off...

Der Schrott von morgen.


Nach monatelanger Abwägerei, Köpfchen schiefgelege und halbgaren, wirtschaftlich unsinnigen Rentabilitätsberechnungen habe ich gestern komplett neues Equipment für mich und die Meute geordert. Als ob der Händler die ganze Zeit mit reibenden Händen hinter der Tür gestanden hätte, kam der ganze Kram prompt heute per "UPS(, jetzt ist es mir aus der Hand gefallen)" zur Tür hineingeschneit. So schnell hätte es nun auch wieder nicht sein müssen. Wenn der ein oder andere vielleicht meint, einen etwas despektierlichen Unterton zu vernehmen, liegt er damit einigermaßen richtig. Es gab Zeiten, da hätte ich mich wie irre über einen neuen Mac gefreut, hätte sofort die schicke Verpackung aufgerissen, das Ding gierig beschnüffelt und sämtliche Kollegen informiert, dass sie sich jetzt mal richtig warmlaufen müssen. Heute schiebe ich das Zeug erstmal die Ecke.

Natürlich bin ich abgeklärt, frustiert, unmotiviert und müde - das stimmt. Aber damals war es auch noch so, dass man einen neuen Compi gekauft hat, weil der alte einfach zu langsam oder schlichtweg fratze war. Heute _muss_ man was neues kaufen, weil der neueste Internet-Brausa nicht mehr lauffähig ist oder ein wichtiger Kunde beharrlich seine vergurkten Informationen mit einem Komprimierungsprogramm verpackt, das gerade frisch in George Lucas' StarWars-Videolabor entwickelt worden ist. Oder, weil zu Besuch weilende Kundschaft angesichts vier Jahre alter Rechner denken könnten, man würde deren Geschäftsberichte noch auf Steintafeln ritzen und die passenden Bilder per Linolschnitt druckfähig machen wollen.

Investitionsspirale: Es ist mit den Dingern so wie die Sache mit dem wackelnden Tisch, dessen Beine immer kürzer gesägt werden, bis endlich alle gleichlang sind. Wenn man irgendeine Kleinigkeit neu kauft, zieht es einen Riesen-Rattenschwanz an Investitionen nach sich. Unsere G4s hätten natürlich noch lange gereicht - wir sind mit den Dingern immer noch zehnmal schneller als so manche Krampe mit geleastem neuem Super-PC, mit dessen Rechenleistung neulich noch bei der NASA Parabelflüge in der Ionossphäre berechnet wurden. Und außerdem: Freut sich der Anstreicher wie irre über einen frischen, neuen Quast? Schmeißt der Dentist eine phatte Gartenparty, weil er einen neuen Kariesbohrer auf das Handstück geschraubt hat? Glaube nicht. Handwerkszeug halt.

Das einzige, was ich euch zurufe, ihr neuen grauen Sargnägel: Geht uns nicht auf die Nüsse, zickt nicht rum und lasst mich mit euch viel Geld verdienen, bevor ich euch in ein paar Monaten wieder ab 1 Euro bei Ebay reinstellen muss.

Montag, Mai 29, 2006

Der Hausmeister, die dumme Sau.

Meine Firma liegt idyllisch in einem Hinterhof. Das ist sehr schön. Man kann prima parken, vor der Tür eine Zigarette mit Kollegen rauchen ohne dass man von vorbeigeführten Hunden gebissen wird, im Sommer zusammen grillen und sein Motorrad abstellen, ohne dass es umgeworfen oder geklaut wird. Zu einem Hinterhof gehört in Deutschland ein multitalentierter Hausmeister, der als Lohn für seine Dienste meist in einer feuchten Kellerwohnung im Vorderhaus für umme oder verbilligt hausen darf. So auch bei uns. Wir hatten bis jetzt drei davon.

Der erste Hausmeister war ein freundlicher und unauffälliger Pole, der mir aufgrund seiner fehlenden Präsenz durchaus sympathisch war. Arbeiten auf dem Hof hat er eigentlich keine verrichtet, von der samstäglichen Autowäsche mal abgesehen. Nummer 2 könnte man als einen ca. 25jährigen, dauerbekifften Vollkoffer beschreiben. In Ermangelung eines Autos hat er folgerichtig überhaupt gar nichts auf dem Hof gemacht. Sein Tagewerk bestand darin, gelegentlich in einer orangenen Warnweste über das Pflaster zu schlurfen und den uralten Vermieteropa quer über den Hof mit einem lautstarken, jovialen "Mahlzeit, Alder!" zu begrüßen, wenn er ihn denn aus zusammengekniffenen Augen am Tor erspähte. Die Warnweste muss vom nächtlichen Time Warp übriggeblieben sein, da es in unserem Hof nur sporadisch Schnellverkehr und selten Nebelbänke gibt. Der wenig respektvolle Umgangston des Drogenwarts muss wohl zumindest einseitig zu Irritationen geführt haben, denn vor wenigen Monaten folgte Hausmeister Numero 3.

H3 ist ein älterer, quadratischer Rumäne, der sich seiner Physiognomie und seinem Habitus nach zu urteilen unter Ceausescus Regime im Bukarester Staatsgefängnis von dem einwandfreien Zustand des Fußnägel-Ziehungsgerätes überzeugt hat. Seine Familie, die so nach und nach aus der feuchten Kellerwohnung kroch, besteht aus einer Ehefrau, die locker den March-Simpson-Look-a-like-Wettbewerb gewinnen würde, einer Tochter, die der frühen Tina Ruhland aus Manta-Manta wie aus dem Gesicht und Körper geschnitten ist, und einem Sohn/Schwiegersohn, der aussieht wie eine Mischung aus 50cent und dem Sprößling von Fred Fussbroich.

Immerhin hat der Mann einen fulminanten Start auf dem Hof hingelegt. Emsig wie eine riesige, graue, schweißnasse Biene hat er Unkraut gejätet, die Müllcontainer abgeseift und das klemmende Hoftor so gängig hingekriegt, dass das Schließen so flutschig-easy wurde wie Analverkehr mit Dolly Buster. Leider hat ihm wohl der Vermieter irgendwann ein Lob zuviel ausgesprochen und ihm damit weitere Kompetenzen zugesprochen oder irgendeine Veränderung auf dem Hof hat ihn an die alten Kalfakter-Zeiten im Folterknast erinnert. Wie dem auch sei, er fing an, uns auf gewaltig auf die Eier zu gehen. Autos wurden auf ihre Park-Legitimierung hin überprüft. Farbeimer und Batterien, die ich wie gewohnt in der Dämmerung im Müllcontainer versenkte, wurden im Morgengrauen wieder herausgefischt und mir demonstrativ die Tür gelegt, und so weiter und so fort.

Alles halb so wild, könnte man sagen. Aber nun ist es zum Eklat gekommen.

Als ich gestern auf den Hof fuhr, sah ich starr vor Schreck, dass mein Motorrad in einer höchst ungewöhnlichen Parkposition stand. Eine hektische Überprüfung entkräftete den ersten Verdacht eines Diebstahlversuches, alles deutete auf einen wilden Aktionismus von H3 hin und mir platzte der Sack. Man muss dazu sagen, dass ich mein Motorrad liebe. Mein Motorrad ist für mich kein x-beliebiges Fortbewegungsmittel und auch kein Vatertags-Rumschwuchtelmobil, sondern wenn ich es fahre, kann ich fliegen wie ein Raubvogel, es verleiht mir stählerne Muskeln und ich brülle mit einer Stimme, gegen die die Trompeten von Jericho ein maues Blockflötenkonzert sind. Generell ist das Anfassen oder gar Verschieben eines Motorrads nicht etwa gleichzusetzen mit dem Wegrollen eines Autos - es kommt eher der vehementen sexuellen Annährerung eines fremden Rüden an die eigene Freundin nahe. Darüber hinaus hat dieser Grobmotoriker auch noch die Lenkkopfsperre verbogen.

Wer mich ein bißchen kennt, weiß, dass ich sanftmütig, verständnisvoll und schon fast ein wenig desinteressiert und phlegmatisch bin. Eine Mischung aus Fatalist und Wollschaf, mit einer gesunden Einstellung gegenüber dem Stellenwert materieller Dinge. Um so überraschender war es für mich selbst, mal wieder eine der unsichtbaren Grenzen meiner Toleranz gegenüber den Mitmenschen entdeckt zu haben. Anstatt dass sich nämlich mein Zorn über Nacht auflöste, war heute morgen der Blutnebel vor meinen Augen dichter denn je. Wie vom jüngsten Gericht vorgeladen, stand H3 dann auch mitten auf dem Hof, als ich in die Firma fuhr. Ich habe ihn kalt erwischt. Ich habe ihn zusammengebrüllt, tief beleidigt, regresspflichtig gemacht und ihm für den (höchst unwahrscheinlichen) Wiederholungsfall Prügel und Schlimmeres angedroht. Als er dann vor mir stand, gekrümmt wie Anthony Quinn in Quasimodo, mit großen, braunen Augen auf das Vordach meiner Firma über mir zeigte und stammelte, dass er es doch nur repariert und sauber gemacht habe... war ich derart stolz auf mich, dass ich den aufkommenden warmen, süßen Hauch der Versöhnung mit einer Handbewegung weggewischt und noch mehr gebrüllt habe.

Es tut manchmal soo gut, wütend zu sein. Danke, H3. Du blöder Arsch.

Frauenbands.

Im Rockpalast Bootleg spielen AK4711, vier Weiber mit Meerschweinchenfrisuren. Schon ein saublöder Bandname. Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob ich mich an eine gute Frauenband erinnern kann, aber leider fiel mir keine ein. Waren bei Hole mit Courtney Love eigentlich Männer dabei? Egal, auf jeden Fall kommen Frauenbands noch merkwürdiger rüber wie Frauenfussball. Zu engagiert, zu viel Gitarrenhalsgeschwenke, zu krampfhaft auf die Zwölf gehauen und trotzdem blutleer. Ich würde nicht gerne in einer Frauenband spielen wollen...

Sonntag, Mai 28, 2006

Die Säge muss sägen.


Uaah. Ich bin dran. No way out of here. Jetzt habe ich wochen- und monatelang täglich die Blogs von Freuden heimgesucht und fleißig Kommentare abgeben und mich damit in das Leben anderer eingemischt - nun bin ich fällig. Mein eigener Blog. Vielleicht kann ich ihn in den nächsten Tagen ja schon mit (meinem) Leben anfüllen. Heute wird da nix mit - Bela B. ist zu Besuch bei "Zimmer frei" und ich muss noch das sauteuer eingekaufte Rindfleisch verbraten, bevor es mir den Kühlschrank umwirft.