Montag, Mai 29, 2006

Der Hausmeister, die dumme Sau.

Meine Firma liegt idyllisch in einem Hinterhof. Das ist sehr schön. Man kann prima parken, vor der Tür eine Zigarette mit Kollegen rauchen ohne dass man von vorbeigeführten Hunden gebissen wird, im Sommer zusammen grillen und sein Motorrad abstellen, ohne dass es umgeworfen oder geklaut wird. Zu einem Hinterhof gehört in Deutschland ein multitalentierter Hausmeister, der als Lohn für seine Dienste meist in einer feuchten Kellerwohnung im Vorderhaus für umme oder verbilligt hausen darf. So auch bei uns. Wir hatten bis jetzt drei davon.

Der erste Hausmeister war ein freundlicher und unauffälliger Pole, der mir aufgrund seiner fehlenden Präsenz durchaus sympathisch war. Arbeiten auf dem Hof hat er eigentlich keine verrichtet, von der samstäglichen Autowäsche mal abgesehen. Nummer 2 könnte man als einen ca. 25jährigen, dauerbekifften Vollkoffer beschreiben. In Ermangelung eines Autos hat er folgerichtig überhaupt gar nichts auf dem Hof gemacht. Sein Tagewerk bestand darin, gelegentlich in einer orangenen Warnweste über das Pflaster zu schlurfen und den uralten Vermieteropa quer über den Hof mit einem lautstarken, jovialen "Mahlzeit, Alder!" zu begrüßen, wenn er ihn denn aus zusammengekniffenen Augen am Tor erspähte. Die Warnweste muss vom nächtlichen Time Warp übriggeblieben sein, da es in unserem Hof nur sporadisch Schnellverkehr und selten Nebelbänke gibt. Der wenig respektvolle Umgangston des Drogenwarts muss wohl zumindest einseitig zu Irritationen geführt haben, denn vor wenigen Monaten folgte Hausmeister Numero 3.

H3 ist ein älterer, quadratischer Rumäne, der sich seiner Physiognomie und seinem Habitus nach zu urteilen unter Ceausescus Regime im Bukarester Staatsgefängnis von dem einwandfreien Zustand des Fußnägel-Ziehungsgerätes überzeugt hat. Seine Familie, die so nach und nach aus der feuchten Kellerwohnung kroch, besteht aus einer Ehefrau, die locker den March-Simpson-Look-a-like-Wettbewerb gewinnen würde, einer Tochter, die der frühen Tina Ruhland aus Manta-Manta wie aus dem Gesicht und Körper geschnitten ist, und einem Sohn/Schwiegersohn, der aussieht wie eine Mischung aus 50cent und dem Sprößling von Fred Fussbroich.

Immerhin hat der Mann einen fulminanten Start auf dem Hof hingelegt. Emsig wie eine riesige, graue, schweißnasse Biene hat er Unkraut gejätet, die Müllcontainer abgeseift und das klemmende Hoftor so gängig hingekriegt, dass das Schließen so flutschig-easy wurde wie Analverkehr mit Dolly Buster. Leider hat ihm wohl der Vermieter irgendwann ein Lob zuviel ausgesprochen und ihm damit weitere Kompetenzen zugesprochen oder irgendeine Veränderung auf dem Hof hat ihn an die alten Kalfakter-Zeiten im Folterknast erinnert. Wie dem auch sei, er fing an, uns auf gewaltig auf die Eier zu gehen. Autos wurden auf ihre Park-Legitimierung hin überprüft. Farbeimer und Batterien, die ich wie gewohnt in der Dämmerung im Müllcontainer versenkte, wurden im Morgengrauen wieder herausgefischt und mir demonstrativ die Tür gelegt, und so weiter und so fort.

Alles halb so wild, könnte man sagen. Aber nun ist es zum Eklat gekommen.

Als ich gestern auf den Hof fuhr, sah ich starr vor Schreck, dass mein Motorrad in einer höchst ungewöhnlichen Parkposition stand. Eine hektische Überprüfung entkräftete den ersten Verdacht eines Diebstahlversuches, alles deutete auf einen wilden Aktionismus von H3 hin und mir platzte der Sack. Man muss dazu sagen, dass ich mein Motorrad liebe. Mein Motorrad ist für mich kein x-beliebiges Fortbewegungsmittel und auch kein Vatertags-Rumschwuchtelmobil, sondern wenn ich es fahre, kann ich fliegen wie ein Raubvogel, es verleiht mir stählerne Muskeln und ich brülle mit einer Stimme, gegen die die Trompeten von Jericho ein maues Blockflötenkonzert sind. Generell ist das Anfassen oder gar Verschieben eines Motorrads nicht etwa gleichzusetzen mit dem Wegrollen eines Autos - es kommt eher der vehementen sexuellen Annährerung eines fremden Rüden an die eigene Freundin nahe. Darüber hinaus hat dieser Grobmotoriker auch noch die Lenkkopfsperre verbogen.

Wer mich ein bißchen kennt, weiß, dass ich sanftmütig, verständnisvoll und schon fast ein wenig desinteressiert und phlegmatisch bin. Eine Mischung aus Fatalist und Wollschaf, mit einer gesunden Einstellung gegenüber dem Stellenwert materieller Dinge. Um so überraschender war es für mich selbst, mal wieder eine der unsichtbaren Grenzen meiner Toleranz gegenüber den Mitmenschen entdeckt zu haben. Anstatt dass sich nämlich mein Zorn über Nacht auflöste, war heute morgen der Blutnebel vor meinen Augen dichter denn je. Wie vom jüngsten Gericht vorgeladen, stand H3 dann auch mitten auf dem Hof, als ich in die Firma fuhr. Ich habe ihn kalt erwischt. Ich habe ihn zusammengebrüllt, tief beleidigt, regresspflichtig gemacht und ihm für den (höchst unwahrscheinlichen) Wiederholungsfall Prügel und Schlimmeres angedroht. Als er dann vor mir stand, gekrümmt wie Anthony Quinn in Quasimodo, mit großen, braunen Augen auf das Vordach meiner Firma über mir zeigte und stammelte, dass er es doch nur repariert und sauber gemacht habe... war ich derart stolz auf mich, dass ich den aufkommenden warmen, süßen Hauch der Versöhnung mit einer Handbewegung weggewischt und noch mehr gebrüllt habe.

Es tut manchmal soo gut, wütend zu sein. Danke, H3. Du blöder Arsch.

2 Comments:

Blogger Kühles Blondes said...

Opa :)
du tier...schick mir deinen blockwart doch mal zum fensterputzen vorbei. auch das klo könnte mal wieder...

9:43 PM  
Blogger Bob said...

Man, bist Du gemein. Da bekomm ich ja direkt Mitleid mit dem Dackelzüchter. Aber wenn ich noch mal drüber nachdenke... och, ne. Feste druff. Alles was Recht und Ordnung ist. Aber wer den heilgen Gral berührt muss sich nicht wundern wenn er danach ne Rosette wie Guinevere nach ner Tafelrunde hat.

11:50 PM  

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