Dienstag, März 27, 2007

Feuerstelle.

Der Entschluß, meine alte Wohnung aufzugeben und mir eine neue Behausung zu suchen, war wohl der beste, den ich in den letzten Jahren getroffen habe. Nachdem mir schon lange Zeit die großväterliche Klötzchenaufteilung meiner Wohnung in Küche, Diele, Bad, Wohnzimmer und Schlafzimmer total auf die Eier ging, fühle ich mich in meinem Hinterhofanbau so wohl wie noch nie.

Wenn ich zu Hause bin, unterteile ich meine Tätigkeiten doch nicht strikt in Kochen, Musikhören oder Fernsehen, Lesen oder Schreiben und auf dem Sofa abhängen, sondern ich möchte doch soviel wie möglich gleichzeitig erledigen. Ich kann es irgendwie nicht einsehen, dass ich den Anfang vom Tatort verpasse, weil ich die Nudeln abschütten muss oder meine neue CD dumpf aus dem Wohnzimmer herüberdröhnt, während ich Gemüse kleinschneide. Und wenn ich mit Freunden auf dem Sofa abhänge, möchte ich nicht dauernd wie eine Ameise in die Küche rennen, um neues Bier zu holen. Das ist doch unkommunikativ, oder?

Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum so viele Leute jüngster Generation die Wohnsituation ihrer Eltern kopieren. Zum großen Teil liegt es natürlich daran, dass immer noch der Großteil der Wohnungen im klassischen Format errichtet werden und sich Eigentümer scheuen, die tollen Wände wegzukloppen, die sie ja so teuer bezahlt haben. Aber wenn ich mir so manche Einrichtungen angucke mit ihren Schrankwänden, ergonomisch ausgeklügelten Einbauküchen und Garderoben mit Hutablagen, fühle ich mich manchmal an Heinz-Ehrhardt-Filme erinnert.

Also hab ich mich auf die Suche nach einer Wohnung zum Wohlfühlen gemacht und schließlich auch gefunden. Im Hinterhof, durch eine separate Treppe zu erreichen (was ich lustig finde), ein großer hoher Raum, in dem sich alles außer Schlafen abspielt und mit einer Terrasse, die über die gesamte Raumlänge verläuft. Schlafzimmer ist eine Treppe höher unterm Dach. Alles zum Süden hin, also schweinehell. Außerdem mitten im meinem Kiez, so dass ich alles wichtige zu Fuß oder mit dem Rad erreichen kann. Yes!

Zentrales Element sollte die Küche sein. Sie sollte sich nicht verschämt an den Wänden rumdrücken, sondern den Raum für sich beanspruchen und Platz zum dran rumsitzen bieten. Ich koche aufgrund meiner Junkfood-Phobie recht viel. Gemüse kleinschneiden ist für mich nach der Arbeit eine Art Zen, um den Abend zu beginnen. Und die Fähigkeit der Nahrungszubereitung, die wir Menschen durch die Beherrschung des Feueranzündens und des Bedienen von Werkzeugen errungen haben, sollte man nicht auf dem Edelstahl-Altar des Burgergrills opfern und mit dem Dönerspieß zu Tode foltern. Immerhin konnten wir dadurch viele wichtige Lebensmittel für uns erst genießbar und verwertbar machen und ich glaube auch, dass es gesünder ist, wenn sich der Körper wenigstens eine halbe Stunde auf seine Nahrung freuen kann, bevor sie ihm in den Magen gepresst wird.

Küchenkünstler und alter Freund Achim hat Hobelbank und Schweißgerät angeschmissen und eine geniale Theke aus Kamballa-Holz, Baustahl, Schwarzblech und Edelstahl zusammengehauen. Die alte Elektron-Dunstabzugshaube, die Form und Dimensionen hat, als wären damit schon einige Kosmonauten nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre in den kasachischen Bergen niedergegangen, hält mir zuverlässig den Fischdunst vom Leib, wenn ich satt und zufrieden auf dem Sofa chille.



Der Aufbau der Küche war nicht ganz einfach und hat zwei Tage gedauert, aber es ist super geworden und meine ersten Gäste waren natürlich ds Schrauberteam Sebastian, Claudia und Achim, die sich das kalte Becks mehr als verdient haben. Prost.

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10 Comments:

Anonymous Anonym said...

scheisse steini. du bist ein mann, du hast geschmack. du bist nicht verheiratet. was stimmt mit dir nicht? WAS?
für die orange plexilampe würde ich brandschatzen und morden....

7:39 PM  
Anonymous Anonym said...

sehr fein, sehr schön, sehr klasse, sehr neidisch!

in münchen hatte ich auch eine wunderschöne einzimmerwohnung, 85 qm mit kamin. wenn die stadt nicht so blöd wäre, würde ich da immer noch wohnen.

wenn man alleine lebt, finde ich die keine-wände-wohnsituation ebenfalls sehr schön. aber wenn mehr als noch ein halber mensch dazu kommt, wird es leider anstrengend, weil man keine ecke für sich hat.

9:26 AM  
Blogger mac said...

Du Eierfeile,
wenn mann alleine wohnt ist das ja auch alles kein Problem, aber so Leute wie ich, die für Deine Rente sorgen und Kinder haben, sind ziemlich gut dran mit der altgewohnten Raumaufteilung, außerdem fehlt dafür bei uns ein wenig das Kleingeld. ;-)

12:32 PM  
Blogger Der_grosse_Transzendentale_Steini said...

@morti: Fehlt noch zu erwähnen, dass ich ein echter Headliner an der Matratze bin! :-) Woher willst du eigentlich wissen, dass ich nicht verheiratet bin? Und wieso soll irgendwas mit mir nicht stimmen?
@zoee: Dachboden? Keller? Garage? :-)
@mekki: Als ob deine frühkriminellen Köttel meine Rente sichern würden... ;-)

12:43 PM  
Anonymous Anonym said...

wenn du verheiratet wärst, könntest du dir die butze nicht leisten manschette! oder halt-du kannst auch noch geld kacken! oder du hast die letzte coole sau erwischt, außer zoee und mir: man weiß so wenig...; )

5:57 PM  
Blogger creezy said...

Pass auf Steini, ich ziehe jetzt bei Dir ein. Wir werden auch garantiert nicht heiraten. Du akzeptierst die Katzen und machst zwei Mal die Woche Fisch, ich erzähle Dir dafür jeden Morgen ungefragt, was für'n grandioser Hecht Du bist und lasse daür die Hände von Deinem Motorrad.

Komm, wir sind füreinander gemacht. Is so!

6:54 PM  
Anonymous Anonym said...

oh verdammt, ich hatte coolcreezy vergessen bei meiner aufzählung...creezy, steini hat platz für 3. du spackst sein mopped nich an, zoee sorgt für ordnung und ich mach ihm die haare schön, abgemacht? das wird spitze!

9:24 AM  
Blogger creezy said...

Na Mädels mit Euch doch immer und gerne! Wieso sagt Steini hier nichts mehr?

8:23 PM  
Blogger Der_grosse_Transzendentale_Steini said...

Ihr macht mir vielleicht Spaß, ihr Diskoplinsen. Morti säuft mich unter den Tisch und pöbelt in meiner Stammkneipe, Zoee zieht mit ihrer ganzen spanischen Großfamilie ein und Creezy installiert überall Kratzbäume und baut am Bett die Blitzanlage auf. Was soll das bitteschön geben?

11:08 AM  
Anonymous Anonym said...

ein wunderschönes miteinander und miteinander, herr langsteini.

im übrigen - stimmt, ich habe eine wahnsinnig große familie, über zwei kontinente verteilt. aber ich habe daraus gelernt. ich komme nur mit kind, vier mäusen, zwei wellensittichen und meinen schrankmännchen (ich weiss gar nicht, warum jeder die so hässlich findet!)

tsk, tsk, manche männer suchen ihr leben lang ihre traumfrau und hier sind drei, die sich echt teuer anbieten ... tsk, tsk ...

diese konstellation hätte so eine gute geschichte für meinen blog gegeben.

nun. an der geschichte hindert mich ja niemand! ;)

3:38 PM  

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