Mittwoch, August 29, 2007

Träningslager - Teil 2

Regen. Volle Kanne Regen. Seit gestern abend. Ab Freitag soll es besser werden. Das Problem ist, dass am Wochenende die ganzen Biehker-Horden aus dem Süddeutschen hier einbrechen und die Pässe verstopfen und in den Kurven anstehen "wie in der Boxengasse vor der Öffnung" (O-Ton Lucky). Egal, was solls, nicht zu ändern.

Dienstag morgen bin ich vor dem Frühstück eine halbe Stunde Bahnen geschwommen. Schon super, wo ich normalerweise vor dem erstem Kaffee drei Fluppen inhaliere. Damit aber nicht genug. Ich hatte mir extra einige 1 : 25.000 "Kompass"-Wanderkarten besorgt, um schöne Radstrecken auszutüfteln. Meine erste Radtour hieß "Latsch (wo ich wohne) - Tralsch - Kastelbel" und zurück und sollte eigentlich ganz easy sein. Das Mädchen an der Rezeption hat schon so blöd geguckt, als ich nach der Straße nach Tralsch gefragt habe. Schon 100 Meter hinter dem Ortsausgangsschild ist mir fast der Schädel geplatzt. Leck mich am Arsch. Fahrt mal eine Steigung, die man mit dem Moped mal eben im zweiten oder dritten hochschnalzt, mit einem normalen Kneipenfahrrad. Da fliegt dir das Blech weg. Schon im allerersten der 24 Gänge, wo dir bei jedem Tritt das Vorderrad steigt, eierst du über die ganze Fahrbahnbreite und kommst ungefähr 20 cm vorwärts. Lasst es euch sagen: Die Tour de France ist totaler Bullshit, das schafft eh kein normaler Homo Sapiens. Unmenschlich, fernab von unter 8 Sekungen auf 100m oder sowas. Entweder hast du die Gene eines Gibbons, oder du knallst dir ein paar Copa de Fuentes rein, oder du setzt dich auf ein ordentliches 2-Zylinder-Eisen, dankst Carl Benz für den Geistesblitz und stellst rechts auf laut.



Die Strecke ging fast nur durch Apfelplantagen. Äpfel, so weit das Auge reicht. Auf jeden Einwohner des Vinschgaus kommen ungefähr 6 Millionen Äpfel. Das Zeug wächst wie Unkraut. Angeblich eine Folge von höchst fruchtbarem Boden und ausgeklügeltem Bewässerungssystem - "Waale", die aus den Bergquellen runtergeführt werden. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach wird hier gedüngt, gespritzt und genmanipuliert, bis der Arzt kommt. Nicht normal, diese Ausbeute.



Jedenfalls hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich bin die ganze Scheiße hochgeradelt. Was für ein Mist. Den Gipfel der Passhöhe markiert wie üblich ein Heiligenbildchen oder - bei ganz besonders irrwitzigen Steigungen - ein ausgewachsener Kirchturm. Hier noch mit den klassischen Kirchturmspatzen. Hat die bei uns jemand in den letzten 20 Jahren noch mal gesehen? Spatzen? In NRW ausgestorben, die kleinen Scheißer. Die Kirche steht da, um Gott zu danken, dass du die Tortur überlebt hast. Das hab ich jedenfalls festgestellt.



Die Fluppe hab ich mir redlich verdient.



Runter war es natürlich hammergeil. Aber lasst es euch gesagt sein: So spaßig das auch ist, mit ca. 75 km/h den Berg runter zu knattern - es lohnt die Auffahrt definitiv nicht.

Nachmittags stemmte ich noch ein paar Eisen und nach dem Abendbrot: Adios, Embryos.

Für heute morgen hatte ich mich für ein "sanftes Lauftraining" angemeldet. 8.00 Uhr. Das "sanfte Lauftraining" bedeutete: In den fetten Touareg der Chefin setzen, bis zum Fuss des nächsten 8000ers fahren und dann eine Stunde lang den Berg hochrennen. Ganz super. Wenn ich nicht zu stolz gewesen wäre, mich von einer Frau abhängen zu lassen, hätte ich schon nach 10 Minuten in das Bachbett gekotzt.

Ansonsten ging der Mittwoch ziemlich locker um: Sauna, ein bißchen Krafttraining, ein-zwei Gerichtsshows auf Sat1, lockeres Fahrradfahren und dann den Bauch vollschlagen.

Folgende Feststellungen:

- Zwei italienische Ehefrauen benutzen mich als Wichsvorlage. Jeden Abend haben sie weniger an, dafür immer dramatischere Make-ups drauf, und sie wackeln mit dem Arsch vor mir, bis dass mir schwindelig wird. Kleiner Tip: Wer nicht von amts wegen verarscht werden will, heiratet besser nie.
- Aleine Urlaub machen ist absolut OK, abends alleine essen eine mittlere Katastrophe.
- Oma Flodder ist seit heute abend meine Freundin. Und zwar, seit sie sich beim gestenreichen Telefonieren die Streichholzschachtel hinters handybelegte Ohr geklemmt hat und ein Streichholz daran entzündet hat. Immerhalb einer halben Sekunde. So was saucooles hab ich in meinem Leben noch nie gesehen. Vergesst Tarantino, studiert italienische Asi-Omas. Ich hab laut losgelacht und sie auch. Wir sind gute Freunde.
- Italienisch ist die Wurzel aller Kommunikation. Diese Sprache ist einfach so was von geil, die kann man nur fortwährend laut aussprechen und gestenreich begleiten. Wir Germanen sind dagegen auf dem archaischen: "Guck mal da. Mammut. Kapott. Isch, ne. Höho." stehengeblieben.

Teil 3 – to be continued.

6 Comments:

Anonymous Anonym said...

Italienisch ist ja auch Sport. Aber danach müssen einem doch auch furchtbar die Arme wehtun, oder?

Gerichtsshows auf Sat.1 – Respekt, das könnte ich nicht. Ganz großer Sport.

Den nächsten Marathon laufen wir gemeinsam.

10:34 AM  
Blogger anna kalaschnikoff said...

steini, ich bitte rein egoistisch um eine verlängerung im sporthotel sodom - da geht noch mehr, ich bin sicher!

6:11 PM  
Blogger Tante Mürbchen said...

Südtirol ist eigentlich super. Ich habe es mir fest vorgenommen, wenn ich Siebzig werde. Halt durch! Ich hätte da noch einen alten Bekannten in Meran, falls es gar nicht mehr geht kannst du dich in sein Kinderheim einquartieren. Er ist der einzige katholische Priester mit Sauna, den ICH kenne... Schräge Ecke, keine Frage.

3:44 PM  
Anonymous Anonym said...

herr tranz von stein - ich bin beeindruckt, aber mächtig!

hört sich auf jeden fall nach einem ausgesetzten schweinehund an. lass ihn bloss dort, sobald du ihn von der kette hast!!!

und rein egoistisch bitte ich ebenfalls um mehr und zwar von der streichholz-oma!

4:39 PM  
Blogger Kühles Blondes said...

adios embryos? dass du uns nochmal an deinen masturbationsgewohnheiten teilhaben läßt, hätte ich ja im leben nicht zu hoffen gewagt :))

11:39 AM  
Blogger creezy said...

Hat der Sportler i. D. zufällig 'ne Cam mit Videofunktion dabei? Die Oma-Streichholznummer würden wir doch alle sehr gerne mal gefilmt gucken …

9:13 PM  

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