Donnerstag, Juli 27, 2006

Steinis wunderbare Welt der Schwerkraft.



Dieses Bild zeigt meine eigentlich pechschwarze, nicht vor allzu langer Zeit neu erworbene Kombi nach dem misslungenen Versuch, ein und ums andere mal die Schwerkraft zu überlisten. Kurz, ich hab mich mal wieder amtlich auf die Fresse gelegt.

Twins Only war wie erwartet sehr-sehr schön, nur diesmal wirklich verflucht heiss. Obwohl in der Magdeburger Börde sonst immer ein frischer Wind pfeift, war es diesmal genau so heiß und windstill wie im Rheinland. Sprich, 38 Grad im Schatten, wolkenloser Himmel, Windstärke 0 (in Böen 1) und Asphalttemperatur auf dem Track an die 60 Grad.

Gestern, letzter Turn, letzte Runde, Rechtskurve eingangs Start-Ziel. Ich hatte eine gute Zeit gefahren und wollte eigentlich nur sauber die Runde zu Ende bringen und unter die kalte Dusche. Ich gehe auf dem Knie durch die Kurve, richte auf, gehe an Gas und produziere einen saftigen Highsider. Im Gegensatz zum "gängigen" Lowsider, bei dem einem in voller Schräglage der Esel über beide Räder unterm Hintern wegschmiert und man - weil man ja eh schon fast liegt - recht gemütlich hinter dem Motorrad her ins Off surft, ist ein Highsider gefürchtet und meist teuer und äußerst schmerzhaft. Warum? Ein Highsider passiert, wenn man eigentlich schon fast aus der Kurve raus ist und einem dann beim Gasanlegen das Hinterrad wegschmiert. Instinktiv (und leider falsch) nimmt man das Gas weg und versucht, die Karre wieder auf Kurs zu bringen. Dadurch kriegt das Hinterrad wieder guten Grip, nur leider steht es dann in einem Winkel von mindestens 45 Grad zum Vorderrad. Was dann passiert, kann man am besten mit dem Fingerschnippen eines mächtigen Riesen vergleichen, der Ross und Reiter im hohen Bogen durch die Luft wirbelt.

Naja, so eine Scheiße ist mir halt bei ca. 120 km/h passiert. Ich hätte es wissen müssen - der Reifen hat sich angesichts der Temperaturen nach 10 knackigen Runden verflüssigt und einfach schlagartig aufgegeben. Ich hatte eigentlich vorgehabt, am Abend eine härtere Mischung aufzuziehen, aber das hätte ich mittags machen sollen. Wie beim Segeln - man muss die Segel reffen, wenn man das erste mal daran denkt, hinterher ist es zu spät.

Ich hatte vor so einem Stunt immer leise Panik und hab mir gedacht, wenn es soweit ist, denkst du einfach fest "Ich bin ein Gummiball". Aber kein Gedanke daran - ich hab mich zig-mal überschlagen, bin ein paar mal mit dem Helm aufgetitscht und hab immer nur gedacht: "Wann hört denn die Scheiße bitte endlich auf?". Als ich dann eine ordentliche Ladung Dreck und Staub in die Schnauze bekommen habe, an der ich fast erstickt wäre, wusste ich: Aha, Kiesbett, Ende der Veranstaltung. Zum Glück habe ich geistesgegenwärtig noch gewartet, bis ich wirklich zum Stillstand gekommen bin. Viele der Kollegen versuchen nämlich - gerade bei der Rutschpartie Lowsider - schon aufzustehen, während sie noch ordentlich auf dem Lederhintern durch die Gegend brettern, weil sie denken, dass es vorbei wäre und machen dann noch abschließend ein paar respektable Purzelbäume.

Während bei so einer Nummer gerne Schulter/Schlüsselbein, Becken und beliebige Gliedmaßen brechen, habe ich ausnahmsweise tierisch Schwein gehabt. Der total abgeklärte Doc Feelgood im Medical Center konnte keine Brüche feststellen und hat mich mit Eisspray (sehr angenehm bei 38 Grad) bombardiert und mit einer Ladung Kältepacks und der Diagnose "multiple Prellungen" zurück in die Box geschickt. Meine linke Hand sieht aus wie ein Spülhandschuh, mein linker Fuss wie ein Gummistiefel und mein Rücken fühlt sich an, als ob mich ein Brauereipferd ins Kreuz getreten hätte. Bin am ganzen Körper blau wie Papa Schlumpf und bewege mich, als wäre ich 85 und hätte zwei Liter Wasser in der Lunge. Die Buell ist schön bedient, hat sich von beiden Seiten ordentlich paniert und es sind wenige, aber dafür nur die kostspieligen Teile kaputt gegangen. Eh klar. Helm und Handschuhe in den Fritten, Kombi und Stiefel angeschliffen. Aber dafür ist das Zeug ja da - besser das Leder als mein eigenes Fell. Das ist nämlich ziemlich dünn.

Ansonsten war es, wie gesagt, sehr lustig. Tolle Motorräder, gute Stimmung trotz tierisch viel Schrotts in den Boxen (...die Hitze, weischt scho...) und das gewohnt miese, ostdeutsche Catering. "Wollnse Bandnüdeln mit Bilzsöse öder Röahrnüdeln mit Fleischsöse?" Eine Frage, die einen vor die komplizierte Entscheidung stellt, ob man eher verdickten Tapetenkleister oder verdünnte Salzsäure mag. Ein scharfer Seitenhieb der Kritik an dem dargebotenen Schlangenfraß wird oekotrophologisch-elegant pariert: "Ja nü, Sbochtler braüchen viel Göhlehydröhde, do hämwer leiter nüsch viel Möglichgeiden..." Als ob die für Nicht-Sportler ne schöne Portion Jacobsmuscheln in Noilly-Prat-Soße schmurgeln würden.

Freu mich jetzt auf mein Körbchen, bin total im Sack von der Rückfahrt und muss jetzt erstmal meine Wunden lecken. Buhuu.











10 Comments:

Blogger myglobalsoul said...

Mannomann, schon wieder die letzte Runde was? Man sollte vielleicht nicht nur beim Mopedfahren manchmal auf die letzte Runde verzichten. Aber das wär ja langweilig...

10:20 AM  
Blogger Der_grosse_Transzendentale_Steini said...

Ja genau. Ganz oder gar nicht. Alles andere heißt das Leben nur in kleinen Portiönchen erleben und ist was für Vollkasko-Addics, die sich gegen das Leben versichern wollen.

11:03 AM  
Blogger mq said...

Sehr spannender Bericht, bin beim Lesen mit in die Kurven gegangen. Göhlehydröhde wird mein Lieblingswort der Woche. Gute Erholung vom Spaß!

11:58 AM  
Blogger Kühles Blondes said...

sieh es positiv, je mehr prellungen und schürfwunden, umso eher wächst die hornhaut, umso dicker wird das fell.

*pustet immer da wo es besonders wehtut, armersteini

12:27 PM  
Anonymous Anonym said...

Mir hatte es die TK-Anlage in einem Krankenhaus weggeblitzt, hätte Dich gerne getröstet. Mopped schlimm putt oder kann Lucky noch was richten?
Jürgen

3:28 PM  
Blogger Der_grosse_Transzendentale_Steini said...

Aloha Jürgen,

wo warst Du denn? So ne TK-Anlage stöpselt man doch in 2 Minuten um. Du wolltest doch auch kommen oder solltest Du tatsächlich schlauer sein als ich? Lucky wirds wieder gerade biegen, aber PVM-Felge vorne ist fratze, Krümmer und Pulley, beide Rastenanlagen, CRG-Hebel, eventuell Schwinge. Kotz.

5:24 PM  
Anonymous Anonym said...

Naja, bis jetzt sind wir so bei 25 KEur (Material), wenns einen Tag später passiert wäre hätte ich schön mit Dir schwitzen können und niemand nicht hätte mich erreichen können. So hatte mein Chef schlagartig andere Pläne für mich... Haste wenigstens die Aussicht, das Bier und das lecker Futter auf der Hotelterasse genießen können? Immer wieder ein Highlight, finde ich. Und nette Mädels hamse in Dunkeldeutschland auch, Hut ab!

7:00 PM  
Blogger Der_grosse_Transzendentale_Steini said...

Nee, nu übertreib mal nich. Mit einem großem Schein wird die Sache wohl wieder gut sein. Hotelterrasse war leider nix, hab im Bus gepennt. Aber das beste im Osten sind immer noch die Weiber, das stimmt...

3:02 AM  
Blogger Jan Spengler said...

> Aber das beste im Osten sind immer noch die Weiber, das stimmt...

Grüsse an Angie !


Und weiterhin gute Besserung. Bloemendaal scheint mir da ungefährlicher :

8:54 PM  
Anonymous Anonym said...

Die Jacke sieht klasse aus! Am besten so konservieren und sich eine Geschichte dazu ausdenken. Ungefähr so: „Daytona, Turn 4. Scott Russel, die alte Schwuchtel, bremst glatte 3 Meter zu früh und ich hab' mir beim Absteigen den Frack eingsaut. Fuck.“

3:27 PM  

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