Schöner weißer Arsch.
Zum Geburtstag hat mir eine motorradbegeisterte Freundin eine Eintrittskarte zum MotoGP am Sachsenring bei Dresden geschenkt. MotoGP ist die Weltmeisterschaft, vergleichbar mit der Formel 1 bei den Vierrädern, nur dass in drei Klassen um den Weltmeistertitel gerungen wird: 125 ccm, 250 ccm und die MotoGP-Königsklasse – 800ccm-Motorräder mit bis 250 PS bei 150 kg Gewicht. Roooaarrh!
Ich war noch nie bei so einem Event und eigentlich sind solche Massenaufläufe (250.000 Zuschauer!) nicht mein Ding, was sich auch zeigen sollte. Wegen technischen und betrieblichen Problemen und meiner Stauphobie bin ich erst am Samstag morgen um halb zwei losgefahren, nachdem ich mich zu drei Stunden Schlaf selbsthynotisiert hatte.


Nachts in den Morgen reinfahren ist supergeil – die Bahn ist frei und wenn die Sonne aufgeht, ist das ein tolles Gefühl. War jemand schon mal nachts auf der Raststätte Eisenach? Ich erfuhr hinterher, dass das die ehemalige Grenzstation ist und die Gebäude nicht abgerissen werden dürfen. Der Eindruck war gruselig. Meterhohe, kahle Betonklötze und Schleppdächer, überall Dreck und rostige Polen-Kleinlaster, Schranken hinter jeder Zapfsäule. Schnell getankt und in den bläulich-neon beleuchteten Kassenraum. „Nummer 4 und einen Latte Macchiato zum Mitnehmen bitte." „Sö wos dolles höm wa hier nüsch. De näue Moschüne sollte schön lötztes Johr kömmen." Willkommen in der real existierenden Planwirtschaft. Als ich auf dem Parkplatz meinen Filterkaffee schlürfte, hab ich zum ersten mal in meinem Leben die Türen von innen verriegelt. Ich hatte Angst, dass mir einer die Kameraausrüstung hinten rausklaut.
Christina und Kai nächtigten in einem kleinen netten Hotel, nur 12 km vom Ring entfernt und ich hielt es für schlau, mich dort auf den Parkplatz zum Pennen zu stellen. Es war mittlerweile halb sechs, als ich dort ankam und ich rollte meinen Schlafsack aus, schickte Christina eine SMS, dass wir zusammen frühstücken könnten und legte mich schlafen. Ich hatte aber nicht mit der unzureichenden E-Plus-Abdeckung dort gerechnet und als Christina mich um neun weckte, waren sie schon vor einer Viertelstunde ahnungslos an meinem Schlafwagen vorbeigefahren. Toll, da hätte ich mich in der Nacht auch auf den Ringparkplatz stellen können und hätte mir 1,5 Stunden Anfahrtsstau erspart.


Am Gelände ankommen ging ich erstmal was frühstücken. Auf dem Weg dorthin am Campground übelstes Schlachtfeld - der Mob hatte getobt. An einem Getränkestand bediente ein junges, durchschnittlich gut aussehendes Mädchen in einer weißen Jeans und hatte schon am frühen Morgen einen Fanclub um sich und den Bierpilz herumstehen. Dialog: "Wo kömmste denn hähr?" „Äus Gämmnitz." „Nü - ne schöne Sachsen-Fotze!" Mädel grinst. Der nächste: „Schöner waisser Ahrsch, därf man doch mol sachen, öder?" Mädel nickt. Puh... Auf dem Weg ein hutzeliges Männlein mit Splickbeinen aus der abgeschnittenen Shorts und bekritzelter Jeansweste „Anspruchsloser Trinker".



Irgendwann hatte ich dann meine Tribüne und meine beiden Freunde gefunden und briet bei 33 Grad ohne Schatten in der erbarmungslosen Sonne. Später haben wir zusammen noch Toto und Dana gefunden, die gerade von ihrem Dad mit GAS-Honda-Shirts überschüttet wurde. Der Mann ist Honda-Händler und lebt für den schnellen Flügel. Dieses alte Minibike hat er schon damals in Teilen eingeschmuggelt, damit Dana darauf als Kind Motorradfahren lernen konnte.

Training und Qualifiying live gucken ist schon toll. Ein Wahnsinnsgefühl, die Topstars der Szene wie Valentino Rossi an sich vorbeibrettern zu sehen.



Latte Macchiato trinken hat wieder nicht geklappt - an diesem netten Stand wurde das Heißgetränk mit Instantpulver, zuviel Wasser und Sprühsahne zubereitet. Sah täuschend echt aus, schmeckte wie Spülwasser. Die Fettbemmen hab ich nicht probiert.

Nachdem die 2-stündige Abfahrt vom Parkplatz hinter mir lag, haben wir uns bei Danas Eltern in Freital bei Dresden getroffen. Nett gegrillt und gechillt und mit Danas supersüßer Omi geplaudert. Abends dann Kulturprogramm: Dana hatte Eintrittskarten für ein Openair-Konzert am Elbufer der Dresdner Philharmonie organisiert. Im Rahmen des Dresdner Filmsommers gab es Filmmusik: John Williams, Henry Mancini, James Horner und viele mehr. Starwars, Jurassic Park, Harry Potter, Herr der Ringe... unglaublich schön und entspannend, so etwas in einer warmen Sommernacht mit Blick auf die wunderschönen Gebäue am Elbufer von einem 50köpfigen Orchester zu hören. Anschließend noch Sightseeing und ein paar Drinks auf der Terrasse einer netten Bar. Toller Abend.


Nachts zurück in Freital hatte mir Danas Omi einen Zettel geschrieben und ein Gästebett aufgebaut und ich musste nicht im Bus schlafen. Die ist soo süß. „Mir taten früher immer die Motocross-Fahrer so leid, die sahen aus wie die Schweine. Aber dann hab ich mir gedacht, die werden ja nicht dazu gezwungen. Vielleicht macht denen das ja sogar Spaß."
Was jetzt kommt, bleibt bitte unter uns: Ich habe am nächsten Tag das Rennen nicht gesehen. Ich bin nach Hause durchgebrettert und das Rennen vor dem Fernseher verfolgt. Gefangen sein auf einem Riesenparkplatz, bei 37 Grad in der Sonne schmoren und dann nur 2 Kurven einsehen können und nachher in kilometerlangen Staus stehen.... dieses Szenario hat mich vertrieben. Keiner hat's verstanden und ich gehe normalerweise nicht so mit Geschenken um, aber manchmal muss man auch einfach mal das tun, wonach einem ist.
Ich war noch nie bei so einem Event und eigentlich sind solche Massenaufläufe (250.000 Zuschauer!) nicht mein Ding, was sich auch zeigen sollte. Wegen technischen und betrieblichen Problemen und meiner Stauphobie bin ich erst am Samstag morgen um halb zwei losgefahren, nachdem ich mich zu drei Stunden Schlaf selbsthynotisiert hatte.


Nachts in den Morgen reinfahren ist supergeil – die Bahn ist frei und wenn die Sonne aufgeht, ist das ein tolles Gefühl. War jemand schon mal nachts auf der Raststätte Eisenach? Ich erfuhr hinterher, dass das die ehemalige Grenzstation ist und die Gebäude nicht abgerissen werden dürfen. Der Eindruck war gruselig. Meterhohe, kahle Betonklötze und Schleppdächer, überall Dreck und rostige Polen-Kleinlaster, Schranken hinter jeder Zapfsäule. Schnell getankt und in den bläulich-neon beleuchteten Kassenraum. „Nummer 4 und einen Latte Macchiato zum Mitnehmen bitte." „Sö wos dolles höm wa hier nüsch. De näue Moschüne sollte schön lötztes Johr kömmen." Willkommen in der real existierenden Planwirtschaft. Als ich auf dem Parkplatz meinen Filterkaffee schlürfte, hab ich zum ersten mal in meinem Leben die Türen von innen verriegelt. Ich hatte Angst, dass mir einer die Kameraausrüstung hinten rausklaut.
Christina und Kai nächtigten in einem kleinen netten Hotel, nur 12 km vom Ring entfernt und ich hielt es für schlau, mich dort auf den Parkplatz zum Pennen zu stellen. Es war mittlerweile halb sechs, als ich dort ankam und ich rollte meinen Schlafsack aus, schickte Christina eine SMS, dass wir zusammen frühstücken könnten und legte mich schlafen. Ich hatte aber nicht mit der unzureichenden E-Plus-Abdeckung dort gerechnet und als Christina mich um neun weckte, waren sie schon vor einer Viertelstunde ahnungslos an meinem Schlafwagen vorbeigefahren. Toll, da hätte ich mich in der Nacht auch auf den Ringparkplatz stellen können und hätte mir 1,5 Stunden Anfahrtsstau erspart.


Am Gelände ankommen ging ich erstmal was frühstücken. Auf dem Weg dorthin am Campground übelstes Schlachtfeld - der Mob hatte getobt. An einem Getränkestand bediente ein junges, durchschnittlich gut aussehendes Mädchen in einer weißen Jeans und hatte schon am frühen Morgen einen Fanclub um sich und den Bierpilz herumstehen. Dialog: "Wo kömmste denn hähr?" „Äus Gämmnitz." „Nü - ne schöne Sachsen-Fotze!" Mädel grinst. Der nächste: „Schöner waisser Ahrsch, därf man doch mol sachen, öder?" Mädel nickt. Puh... Auf dem Weg ein hutzeliges Männlein mit Splickbeinen aus der abgeschnittenen Shorts und bekritzelter Jeansweste „Anspruchsloser Trinker".



Irgendwann hatte ich dann meine Tribüne und meine beiden Freunde gefunden und briet bei 33 Grad ohne Schatten in der erbarmungslosen Sonne. Später haben wir zusammen noch Toto und Dana gefunden, die gerade von ihrem Dad mit GAS-Honda-Shirts überschüttet wurde. Der Mann ist Honda-Händler und lebt für den schnellen Flügel. Dieses alte Minibike hat er schon damals in Teilen eingeschmuggelt, damit Dana darauf als Kind Motorradfahren lernen konnte.

Training und Qualifiying live gucken ist schon toll. Ein Wahnsinnsgefühl, die Topstars der Szene wie Valentino Rossi an sich vorbeibrettern zu sehen.



Latte Macchiato trinken hat wieder nicht geklappt - an diesem netten Stand wurde das Heißgetränk mit Instantpulver, zuviel Wasser und Sprühsahne zubereitet. Sah täuschend echt aus, schmeckte wie Spülwasser. Die Fettbemmen hab ich nicht probiert.

Nachdem die 2-stündige Abfahrt vom Parkplatz hinter mir lag, haben wir uns bei Danas Eltern in Freital bei Dresden getroffen. Nett gegrillt und gechillt und mit Danas supersüßer Omi geplaudert. Abends dann Kulturprogramm: Dana hatte Eintrittskarten für ein Openair-Konzert am Elbufer der Dresdner Philharmonie organisiert. Im Rahmen des Dresdner Filmsommers gab es Filmmusik: John Williams, Henry Mancini, James Horner und viele mehr. Starwars, Jurassic Park, Harry Potter, Herr der Ringe... unglaublich schön und entspannend, so etwas in einer warmen Sommernacht mit Blick auf die wunderschönen Gebäue am Elbufer von einem 50köpfigen Orchester zu hören. Anschließend noch Sightseeing und ein paar Drinks auf der Terrasse einer netten Bar. Toller Abend.


Nachts zurück in Freital hatte mir Danas Omi einen Zettel geschrieben und ein Gästebett aufgebaut und ich musste nicht im Bus schlafen. Die ist soo süß. „Mir taten früher immer die Motocross-Fahrer so leid, die sahen aus wie die Schweine. Aber dann hab ich mir gedacht, die werden ja nicht dazu gezwungen. Vielleicht macht denen das ja sogar Spaß."
Was jetzt kommt, bleibt bitte unter uns: Ich habe am nächsten Tag das Rennen nicht gesehen. Ich bin nach Hause durchgebrettert und das Rennen vor dem Fernseher verfolgt. Gefangen sein auf einem Riesenparkplatz, bei 37 Grad in der Sonne schmoren und dann nur 2 Kurven einsehen können und nachher in kilometerlangen Staus stehen.... dieses Szenario hat mich vertrieben. Keiner hat's verstanden und ich gehe normalerweise nicht so mit Geschenken um, aber manchmal muss man auch einfach mal das tun, wonach einem ist.
Labels: Gummi und Eisen
8 Comments:
Steini! Hier!!!!
http://circuit.be/motosclassiquesuk.htm
mail mich an! du wirst begeistert sein!
chaot+steini=freundschaft!
das nächste mal bekommst du sitzkarten für reinhard mey. jede wette!
Gräm Dich nicht, war ne weise Entscheidung! Gibt nur 2 vernünftige Beobachterpositionen bei sowas: Boxengasse oder Sofa :)
Jürgen
Das Ende war schön überraschend. Menschmensch - bei all dem Aufwand!
Du hast schon ein Talent, aus so einem Geschenk gleich ein komplettes Abenteuer zu machen. So einen ganz normal langweiligen Tag kriegst Du wohl nicht hin? Ich mein so einen, wie die 249.999 anderen dort hatten? *g* Weiter so!
Oh Steini, ich kann Dich so gut verstehen. Klingt Festivalauflauf mit niveauvollem Publikum in bluehenden Landschaften. Die Flucht nach vorne war bestimmt ne grossartige Idee, haetteste mal die Oma mitgenommen...
Was zur Hölle ist eine Fettbemme?
Ein Brot mit "Griebenschmalz" (sehr lecker!)
Kommentar veröffentlichen
<< Home