Rheinischer Karneval - Lektion 3: Küssen

Im dritten Teil der Unterrichtsreihe „Karneval für Spaßbremsen“ behandeln wir einen elementaren Vorgang während der tollen Tage: Den Kuss.
Ein Zugereister oder Tourist, der sich zwischen Altweiber und Rosenmontag in den Epizentren des Karnevals bewegt, mag sich angesichts der allenthalb küssenden Pärchen denken „Holla, die Waldfee! Hier geht was." Sollte er auch noch das ein oder andere rheinische Mädchen über einen längeren Zeitraum von - sagen wir mal - 35 Minuten beobachten und dabei feststellen, dass sie in dieser Zeitspanne mindestens drei Männer abgeknutscht hat, wird er freudig konstatieren, den Missing Link zwischen Bonobo und Homo sapiens sowie die Wiege der Promiskuität entdeckt zu haben.
Dieser jenige wird auch gute Chancen haben, selber den ein oder anderen Kuss abzukriegen. Vorausgesetzt, er stinkt nicht meilenweit gegen den Wind nach Schweiß und verzehrtem Mett-Igel, ist halbwegs gerade gewachsen, hat nicht die Arme vor der Brust verschränkt und ringt sich zu einem offenen Lächeln durch. Wer jetzt schon denkt, den Jackpot geschossen zu haben, hektisch nach dem nächsten Taxi winkt und sich den Hosenstall aufknöpft, befindet sich allerdings auf einem Irrweg.
Dazu muss man nämlich folgendes wissen:
- Rheinische Mädchen küssen (wie alle Mädchen auf der Welt) für ihr Leben gern.
- Sie verlassen NIEMALS vorzeitig eine Party, bevor sie nicht auf der Tanzfläche alles gegeben, feiertechnisch auf ihre Kosten gekommen sind und abgecheckt haben, ob nicht vielleicht doch ein Upgrade möglich ist. Wer scoren will, muss viel Kondition mitbringen.
- Ein normaler Kuss ist nicht mehr als eine herzliche Sympathiebekundung und dient gleichzeitig zum ersten Beschnüffeln des potienziellen Partners.
An dieser Stelle ein visualisiertes Missverständis. Nein Torge, noch lange nix knick-knack.

Selbst ein minutenlanges, leidenschaftliches Gezüngel zu fortgeschrittener Stunde ist kein Garant für eine flotte Runde Ministeck. Der Norddeutsche mag bei soviel weiblicher Angriffslust etwas in Panik geraten, der Schwabe wird schon mal ängstlich im Kopf die Scheidungskosten und den Spritverbrauch Stuttgart-Düsseldorf durchaddieren und der Bayer kauft den nächsten Kondomautomat leer. Falsch. Es ist natürlich nicht so, dass wir Rheinländer mit dem Finger im Po und zusammengekniffenen Schenkel in der Gegend rumstehen - im Gegenteil, wir sind die Erfinder des Hedonismus!. Aber langsam, Freunde. Immer daran denken: Worte sind der Asphalt auf dem langen, steinigen Weg nach Poppenhausen und da haben Schwaben, Bayern und coole Maulfaule eigentlich schon die Arschkarte. Har, Har.
In der folgenden Bildreihe wird meine Assistentin Silvia kurz den technischen Ablauf demonstrieren:
Silvi küsst Riese:

Silvi küsst Julie (s. Sympathiebekundung):

Silvi küsst den Fussballfeind (wir Rheinländer sind extrem tolerant):

Silvi küsst Brandschutzscheibe (versehentlich):

Silvi küsst Riese noch mal (ah, ah, ah!):

Silvi küsst Kerstin:

Silvi küsst sogar mich...

...und wird schlußendlich selbst geküsst. Dietmar, du Sau! Ich mach dich Messer!

Danke, Silvia.
Wir kommen zum Ende der Schulung. Ich hoffe, den ein oder anderen für den harten Einsatz da draußen vorbereitet zu haben und freue mich auf das Praxissemester nächstes Jahr ab Altweiber 14.00 Uhr im Arcari am Carlsplatz. Gut frühstücken!
Labels: Brauchtum im Rheinland
4 Comments:
Yo Chef, ich habe das jetzt kapiert. Das mit dem knutschen ohne direkt in die Fall zu tappern finde ich korrekt. Ich stricke dann jetzt an meinem Faschingskostüm für 2008 – ich gehe vermutlich als Autoablageklorolle. Oder so.
p.s. sehr schön geschreibselt
ja ja, dr. stein hat es endlich geschafft mich neidisch auf euer 5. jahreszeit-gemüt zu machen. hier kriegt man vom knutschen noch babies, herpes oder den schlampenstempel. allerdings bin ich dafür, ganzjährig die sau rauszulassen, wenn sie raus will. aber ich steh ja auch nicht auf weekendpunks. nordische narrenfreiheit findet in einer fachhochschule an thementresen plus fummelwiesen statt. schon am heulen? aber ich.
ps: yo creezy: er kann feiern, er kann schreiben. wie sau! ; )
aha. wenn ich mir einen errol-flynn- rotzauffänger wachsen lasse und eine hässliche ymca-brille aufsetze, küsst mich ein koteletten-käppi. da frage ich mich, warum ich dann einmal im jahr nach düsseldorf fahren soll. da kann ich doch gleich nach köln ziehen und da bekomme ich es dann jeden tag und muss dafür nicht mal saufen!
aber ich bin ja offen für alles und schwer flexibel: morti, creezy - schnittmustervergleich!!!
jo, und schreiben kann der steini wie ein großer.
ich für meinen teil habe viel viel gelernt und schon mal kussechten lippenstift parat gelegt.
werde bei nächster gelegenheit in heroischem selbstversuch abchecken ob auch die norddeutschen faschingsmuffel mit ein paar wohlplazierten schmatzern aus der reserve zu locken sind.
ps: ist silvia lesbisch?
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