Mittwoch, Juli 04, 2007

Hepatitis dauerbillig.

Viele Menschen hassen das Einkaufen wie die Pest. Es ist für sie eine lästige Pflichtübung - zeitraubend und anstrengend. Ich hingegen mache das gerne. Appetlich präsentierte Lebensmittel kicken mich total und die Aufgabe, für eine achtköpfige Segelcrew den Proviant für sechs Wochen zu besorgen, würde mich ziemlich glücklich machen.

Allerdings habe ich hohe Ansprüche an Angebot und Präsentation. Lebensmittelläden und Supermärkte, wo alles lecker aussieht, die Qualität hoch ist und das Personal nicht im krassen Gegensatz zu Frische und Hygiene steht, werden ganz klar bevorzugt. Dauer-Tiefpreise locken mich dagegen nicht unbedingt an. Ich muss keine Familie ernähren und außerdem esse ich nicht so besonders viel.

Was mich echt fertig macht, ist ein Einkauf beim Penny-Markt. Nicht weit von mir entfernt gibt es einen und der hat als einziger jeden Tag bis 22.00 Uhr geöffnet. Wenn ich also lange arbeite und was zu essen für zu Hause brauche, bleibt mir nichts anderes erspart als dort reinzugehen.

Es mag arrogant klingen, aber wenn ich so einen Laden trotz der rot-gelben Warnschilder betrete, beschleicht mich das Gefühl, von den saftigen Wiesen der Eloy zu den düsteren Höhlen der Morlocks hinabgestiegen zu sein. Es entstehen in meinem Kopf beängstigende Zukunftsvisionen meines eigenen sozialen Abstiegs und bin versucht, nur so viel einkaufen, wie ich mit dem Einsammeln von Leergut verdienen könnte.

Abgesehen von der Auslage, die aussieht, als ob ein Schuttlaster eine ganze Ladung unsortierter Waren einfach in den Verkaufsraum gekippt hätte, sind die anwesenden Menschen das deprimierendste an dem Schuppen. Mit Ausnahme einiger Studenten schlurfen dort Gestalten durch die Gänge, die anscheinend gerade aus dem Gullideckel vor der Eingangstüre hervorgekrochen sind. Gröhlende Asi-Kinder, die Regale umwerfen, während ihre Eltern in Partnerlook-Ballonseide den riesiegen Einkaufswagen mit Chips und Flips, Fleischwurst einfach "mit" und "ohne", Tütensuppen, eingelegten Nackensteaks und "Edelkrone"-Schädelbräu voll laden. Das Personal sieht aus, als wären sie alle gerade aus dem Knast oder der Klapse entlassen worden und begrüßt die werte Stammkundschaft freudig mit einem jovialen "Na, wie isset dich?". Das freundschaftliche Verhältnis ist leicht zu begründen: Immerhin lassen die Verkäufer mit ihren ausgebeulten, versifften roten Sweatshirts großzügige Blicke auf ihre restliche individuelle Oberbekleidung zu – die Vorliebe zu bunten Hardrock-Karottenhosen mit Gummizug und Buffalos verbindet eben.

Endgültig vermiest wurde mir der Einkauf im Penner-Markt allerdings gestern abend. Ich hab nämlich beobachtet, wie ein total verfilzter Kern-Asi bei den Selbstbedienungs-Frischbackwaren mit seinen warzigen Pestpfoten ein Graubrot befingert und begutachtet hat, daraufhin bei der Druckprüfung feststellte, dass das Produkt für seinen einzigen verbliebenen kariösen Eizahn zu hart ist und den Brotlaib netterweise wieder zurück ins Regal packte. Ist mir übel!

Tschüß dann. Ich kauf demnächst lieber zwischendurch ein, wenn's mal später wird.


P.S.: Vor einigen Jahren hab ich mich mal in Asien mit einem Fleischhändler, der sein Frischfleisch draußen in der Sonne hängend angeboten hat, über die Genießbarkeit seiner Sachen unterhalten. Der meinte, er hätte gehört, dass in Deutschland in den Bäckereien dieselben Leute das Brot rausgeben würden, die auch die Geldmünzen und -scheine entgegen nehmen. Das fand der total ekelhaft. Unrecht hat er nicht. Ich hab in Asien jedenfalls nie irgendwelche Magenprobleme gehabt - von dem Bakterienbrot beim Penny hätte ich wahrscheinlich einen Blutsturz erlitten.

9 Comments:

Blogger Tante Mürbchen said...

Schatz, du kaufst dein Brot bei PENNYMARKT? Das war´s! Schluss! Aus! Das geht garrrr nicht! Bei uns tragen die Damen selbstverständlich Handschuhe wg der Geldproblematik, zur Info... Kauf dein Brot also bei der Rhreinischen Backkultur, klaro?

6:33 PM  
Blogger Der_grosse_Transzendentale_Steini said...

Liebes, ich habs ja nur beobachtet und Rückschlüsse gezogen. Natürlich kaufe ich nur das Natursauer (ehemals Roggenschmaus) vom Bäcker meines geringsten Misstrauens. Allerdings auch zum großen Teil wegen dem polnischen Hammerzahn, der auch mit Plastikhandschuhen nicht weniger doable aussieht.

6:36 PM  
Blogger creezy said...

Ja … früher gab's Hardcore nur in der Videothek, heute bei Pennys (alternativ Plus). Die Franzosen öffnen die Camenbertpackungen übrigens im Supenmarkt und drücken auch drauf rum … würden deswegen aber nie angemacht werden.

Naja, ich schlage Melonen schon mal die Rübe ein. Klangbeispiele. Einkaufen muss musikalisch sein!

Die Wortbestätigung überfordert mich gerade.

7:04 PM  
Anonymous Anonym said...

ich leide seit ich einkaufen kann unter einem zwang: ich muss in waren drücken und zwar so fest, dass manchmal die verpackung reißt und ein loch bleibt. immer wieder, aber nur in billigsupermärkten. so, jetzt ist es raus.

6:32 AM  
Anonymous Anonym said...

Die Eindrücke beim Penny-Markt kann ich gut achvollziehen. Ich hasse den Laden auch. Ich kaufe da nur in Notfällen ein (fällt mir aktuell gerade kein Beispiel ein).

9:07 AM  
Anonymous Anonym said...

Ich bin ein Fan vom kleinen Billa ums Eck. Er ist so wunderbar teuer, dass eben dieses Pack zum Lidl abwandert, und er ist so klein, dass die Möchtegern-Angeber im Merkur nebenan einkaufen. Wann immer ich sehe, dass der Billa Preise anhebt freu ich mich, einen besseren Filter gibt es nicht!

Volle Zustimmung, ich hatte einige Male den Fehler gemacht "schnell noch" beim Lidl reinzuhuschen. Heut hungere ich lieber bis zum nächsten Morgen als in den Asi-Tempeln einkaufen zu gehen. Oder so wie heut: Abendessen verschoben auf meine Lieblingskneipe heut abend ;)

6:35 PM  
Anonymous Anonym said...

Aldern, ich kenn exakt diesen Markt! Welcome to your new neighbourhood! Komm lieber auf ne gepimpte Backofenpizza und ein Faustgranätchen Astra to good old Bitschis Fireplace! Ich könnt auch Dir zu Liebe im Garten ein paar Reifen anzünden.
Ist echt nicht alles kacke in den Rheinauen.
Reingehauen! ;-)

12:31 PM  
Anonymous Anonym said...

Der Rewe an der Bilker hat seit längerem auch bis 22.00 Uhr geöffnet ... da ist alles »scheckheftgepflegt!«

2:19 PM  
Anonymous Anonym said...

Inzwischen haben die regulären Supermärkte ja wirklich auch zum Glück nachgelegt, was deren Öffnungszeiten angeht. Da muss man eigentlich in keinen Discounter mehr gehen. Trotzdem finde ich auch, dass die Penny Märkte noch mit Abstand die schlimmsten sind, was Aussehen, Ordnung und Kundschaft angeht. Plus und Lidl erscheinen da leider sogar manchmal wie echte Gourmettempel...

11:16 AM  

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